Rezension

Ein Roman als Therapie

Eine Therapie für Aristoteles - Melanie Sumner

Eine Therapie für Aristoteles
von Melanie Sumner

Bewertet mit 4 Sternen

Aristoteles »Aris« Thibodeau ist zwölfeinhalb Jahre alt. Nein, sie ist kein Junge. Und ja, sie ist zu Höherem berufen. Leider steckt sie seit dem Tod ihres Vaters in einer eher mäßig interessanten Kleinstadt fest, wo sie sich um das desolate Liebesleben ihrer Mutter kümmern muss. Nicht zu vergessen ihr Job als Koerzieherin ihres kleinen Bruders Max, für dessen Therapie das gesamte Geld der Familie draufgeht. Zum Glück hat Aris einen Plan. Mithilfe des Ratgebers ›Schreiben Sie einen Roman in 30 Tagen!‹, den ihre Mutter ihr als Therapieersatz in die Hand gedrückt hat, will sie einen Bestseller schreiben. Inhalt des Buches: ihre charmant dysfunktionale Familie. Wenn nur ihre Mutter endlich die Finger vom Onlinedating lassen würde, dann könnte sie erkennen, dass der perfekte Mann für sie der Handwerker und Nanny-Ersatz Penn Mac-Guffin ist. Und Aris hätte zumindest schon mal den romantischen Strang ihres Plots in der Tasche (und einen Vater im echten Leben). Als jedoch ein Unfall einen düsteren Teil der Thibodeau-Familienhistorie enthüllt, muss Aris einsehen, dass manches im Leben – genauso wie in der großen Literatur – nicht exakt so verläuft, wie es geplant war.

Meine Meinung: 
Ich durfte das Buch aufgrund einer Leserunde lesen und bedanke mich herzlich dafür. 

In diesem Buch geht es um Aris, die gerne in 30 Tagen einen Roman schreiben würde. In diesem Roman geht es um ihre Familie und dieses Schreiben ist für sie eigentlich ein Therapieersatz. Denn sie erzählt ihre Sorgen und Gedanken zu ihrer unvollständigen Familie, ihrer Fernbeziehung, und zu vielem mehr. 

Zu Beginn hat mich das Buch insbesondere durch den absolut tollen Schreibstil gefesselt. Es ist sehr erfrischend und amüsant geschrieben. Es wird sehr viel mit Sarkasmus und schwarzem Humor gearbeitet, was ich absolut großartig finde. Daher hat mich das Buch sehr häufig wirklich zum Lachen gebracht und mich vorallem am Lesen gehalten. Zwischendurch ist die Geschichte nämlich weniger fesselnd und da liegt auch mein Kritikpunkt und in meinen Augen die Schwäche des Buches. Man bekommt nämlich das Gefühl, dass die Autorin das Buch mit vielen Themen füllen möchte. Pädophilie, Rassismus, Kapitalismus, Liebe und Sex, Religion - alles bekommt irgendwie seinen Part in der Geschichte. Mir persönlich war das zwischenzeitlich ein zu großes Hin und Her, weil ich auch der Meinung bin, dass eine 12 jährige sich über viele der genannten Dinge normalerweise keine Gedanken macht. Es wird zwar zu Beginn gesagt, dass Aris keine normale 12 jährige ist und man merkt auch, dass sie aufgrund äußerer Einflüsse schneller erwachsen werden musste, aber dennoch scheint für mich sehr oft noch die 12 Jährige durch und da passen viele der Themen einfach nicht sonderlich gut. 
So kommt es also dazu, dass wir in der Geschichte oft von Kleinigkeit zu Kleinigkeit springen. Das führt wiederum dazu, dass man zwischendurch das Gefühl hat, dass irgendwie nicht so wirklich was von der Geschichte bei einem hängen bleibt. 

Ich bin froh, dass sich das ab ca. der Hälfte des Buches etwas ändert. Ich hatte das Gefühl, dass ab dann der rote Faden irgendwie besser erkennbar ist, denn Richtung Ende wird dann auch die große Stärke des Buches sichtbar: Das ist meiner Meinung nach die Aussage des Buches. Ich will nicht zu viel verraten, aber ich finde einfach wunderbar, wie Aris mit ihrem Roman das Leben in ihrer unvollständigen Familie verarbeitet. Sie versucht diese Familie so gut es geht zusammen zu halten und durchlebt dabei Höhen und Tiefen. Wir lernen dabei wirklich verwirrte, aber auch wirklich tolle Charaktere kennen und gerade Penn ist im Laufe des Buches mein absoluter Lieblingscharakter geworden, weil man merkt wie sehr ihm diese Familie ans Herz gewachsen ist, obwohl er offiziell kein Teil der Familie ist. Die Charakterzusammenstellung und die Aussage des Buches ist meiner Meinung nach sehr gut gelungen, auch wenn am Ende einige kleine Fragen ungeklärt bleiben. Aber ich glaube da ist leider die Aneinanderreihung vieler Kleinigkeiten und Details Schuld. 

LIeblingszitat: 

„Sie unterrichten nicht, Sie schreiben nicht. Was tun Sie überhaupt, wenn ich fragen darf?“ – „Ich atme […] Das ist schwerer, als es aussieht“.

Fazit: 
Aris verarbeitet in dieser Geschichte den Tod ihres Vaters und das Leben in einer chaotischen und unvollständigen Familie. Die Aussage des Buches hat mir hier besonders gut gefallen und insbesondere die Figur Penn ist mir im Laufe der Geschichte sehr ans Herz gewachsen. Leider reiht die Autorin viele Themen aneinander und verstrickt sich somit teilweise in Kleinigkeiten. Der wunderbare Schreibstil mit viel Sarkasmus lässt einen aber trotzdem immer weiter lesen. Auch wenn kleine Fragen offen bleiben, habe ich das Buch sehr genossen und vergebe 4 Sterne!