Rezension

Definitiv mal was anderes

Eine Therapie für Aristoteles - Melanie Sumner

Eine Therapie für Aristoteles
von Melanie Sumner

Aris Familie ist chaotisch. Ihre Mutter ist seit dem Tod ihres Vaters alleinerziehend und überfordert, ihr verhaltensauffälliger, kleiner Bruder Max bekommt die Therapiestunden, die Aris sich für sich selbst wünschen würde. Kurzerhand beschließt die zwölfjährige sich anhand eines Ratgebers selbst zu therapieren: "Romane schreiben in 30 Tagen". Eines ihrer Hauptziele ist es dabei auch, einen neuen Mann für ihre Mutter zu finden und den geeigneten Kandidaten dafür hat sie ja eigentlich auch schon längst gefunden...

Das Buch ist definitiv mal etwas anderes und ich fand die Idee hinter der Geschichte wirklich süß. Die Ich-Erzählerin Aris ist vorlaut, witzig und frühreif - und wirkt auf mich als Leser sympathisch. An manchen Stellen war ich mir nicht sicher - ist Aris wirklich erst 12 Jahre alt? Ihre Gedankengänge wirken manchmal sehr erwachsen, im nächsten Moment wirkt sie jedoch wieder total pubertär, nur um sich dann wieder kindlich ihren Puppen zu widmen. In Anbetracht der Probleme und Sorgen, die Aris und ihr Bruder in jungen Jahren schon mitbekommen wirkt das jedoch durchaus authentisch. Aris Bruder, Max, war mir sehr sympathisch, jedoch blieb er für mich zu oberflächlich beschrieben. Diane wirkt in ihrer Mutterrolle total überfordert und ab und zu wusste ich wirklich nicht, was ich von ihr halten soll. Penn wirkte erst ein wenig farblos, wurde gegen Ende aber so richtig sympathisch und die Großeltern fand ich einfach nur urkomisch. Die Charaktere wirken alle sehr einzigartig mit ihren eigenen Ticks und Macken und sind auf jeden Fall unterhaltsam.

Gesamt betrachtet finde ich die Geschichte sehr gelungen. Der Schreibstil ist angenehm und liest sich flüssig, wobei mich das Buch erst ab der zweiten Hälfte richtig fesseln konnte. Zeitweise hat man das Gefühl, dass der Geschichte der rote Faden fehlt. Vielmehr verfolgt das Buch mehrere Handlungsstränge, die zusammengefasst doch ein an sich stimmiges und rundes Bild abgeben. Auf einige dieser Handlungsstränge hätte man vielleicht auch verzichten können und man hatte das Gefühl, die Autorin versucht zu viele Themen in eine Geschichte zu packen (Religion, Politik, Krankheit, Geldsorgen, Liebe, Beziehung, Familie, Rassismus-Debatte), weshalb die Tiefgründigkeit leider ab und zu verloren ging. Es war aber trotzdem ganz schön in Aris Gedankengänge mit einzutauchen und mit ihr die Verrücktheit ihrer Familie mitzuerleben, der es an Humor und Einzigartigkeit bestimmt nicht fehlt - und sie beim Schreiben ihres ersten eigenen Romanes zu begleiten.