Rezension

Ein Buch wie heißer Tee und Bitterschokolade

Drei Frauen im Schnee -

Drei Frauen im Schnee
von Blanca Imboden

Bewertet mit 5 Sternen

 

Sonja  ist Mutter von Teenager-Zwillingen, die zunehmend anfangen, ihren eigenen Weg zu gehen. Sie ist Ehefrau eines vielbeschäftigten Ehemannes, der sich aus allem heraushält. Und im Dachgeschoss lebt die Schwiegermutter, die viel auf Traditionen hält und Sonja entsetzlich auf die Nerven geht. Da Sonja vor kurzem ihren Job verlor, bleibt alle Arbeit an ihr hängen, gerade jetzt in den Tagen vor Weihnachten. Als am Weihnachtsabend ganz ungeplant das Chaos ausbricht, verschwindet Sonja aus diesem Leben und gerät durch Zufall in ein ganz anderes Leben in den Bergen, mit neuen Freundinnen und ganz neuen Sorgen.

 

Nein, ein lustiges Buch ist das nicht, wie ich finde. Wie ein Voyeur fühlt man sich als Leser, wenn man mit der Erzählerin in das Familienleben von Sonja hineinschaut. Es sind die wohlvertrauten, altbekannten Familienmuster, die so oder ähnlich fast jeder von uns kennt. Elternabende, Vergeblichkeit des Putzens, seltsame Gespräche mit pubertierenden Kindern. Egozentrik, Gedankenlosigkeit, Selbstverständlichkeit – Sonja erträgt alles, bis schließlich das Maß übervoll ist. Ab hier nimmt die Geschichte seinen besonderen, fast weihnachtlichen Verlauf und bringt sowohl Sonja als auch dem Leser ein versöhnliches Ende. Ein kleines Büchlein, das wunderbar zur Unterhaltung dient an einem neblig-trüben Nachmittag. Man nimmt einen Schluck heißen Tee, verbrennt sich die Zunge, schüttelt den Kopf und schimpft und schmunzelt sich durchs Sonjas Alltag. Zurück bleibt von der Lektüre ein Gefühl wie Bitterschokolade: süß und herb zugleich.