Rezension

Der Layton-Effekt oder: Wie Loren in fünf Minuten die Weltrettermaschine baute

Als auf der Welt das Licht ausging - Tom DeMarco

Als auf der Welt das Licht ausging
von Tom DeMarco

Bewertet mit 2 Sternen

Ok. Ich bin durch, im wahrsten Sinne des Wortes. Ich mache nicht gerade Freudentänze deswegen, aber es ist schon auffällig, wie lange ich für dieses eine Buch gebraucht habe: vier Tage.

Jetzt könnte man sagen, vier Tage für so ein dickes Buch seien nicht viel. Doch. Sind sie. Viel zu viel. Es gibt so viele Wiederholungen und das Konzentrieren auf Nebensächlichkeiten, so viel, das ein Lektor hätte streichen sollen, um dem Buch Wucht und Nachhaltigkeit zu verleihen. Denn das hätte es verdient, die Ideen waren da.

Zum Inhalt:

Doktor Homer Layton ist ein außergewöhnlicher Physiker, der mit seiner Truppe junger - ebenso außergewöhnlicher - Assistenten Forschungen an der Cornell-Universität durchführt. Um diese Forschungen zu finanzieren, arbeiten sie zweitgleisig. Der geringere Teil ihrer Zeit wird für ihre eigentlichen physikalischen Forschungen verwendet, den Rest der Zeit verbringen sie damit, Programme für das Verteidigungsministerium der USA zu schreiben. Sie haben ein Programm entwickelt, das ziemlich genau voraussagen kann, wie sich die Feinde ihres Landes bei jedweden Bedingungen verhalten werden. Sie können auch ziemlich genau voraussagen, wie sich ihre eigene Regierung verhalten wird. Und genau da beginnt das Dilemma, denn der Präsident der Vereinigten Staaten ist jemand mit einem IQ vergleichbar einer Hausgans, der sich voll und ganz auf seine reaktionären Berater verlässt. Als diese Berater irgendwann beschließen, Atomraketen zu benutzen, stellt das Layton und seine Jungs und Mädels - den nüchternen Edward, den schüchternen Loren, die selbstbewusste Sonia und die liebreizende Kelly - vor ein massives emotionales Problem: Verhindern sie den Mord an möglicherweise Milliarden Menschen durch die Atomschläge? Sie allein haben die Möglichkeit dazu, denn Loren hat, basierend auf Homers Forschungen, eine wahre Höllenmaschine entwickelt und gebaut. Mit ihr kann er weltweit die Elektrizität vernichten und die Anschläge verhindern, aber gleichzeitig wirft er die Menschheit zurück ins Mittelalter.

Es war so viel Potenzial enthalten, so viel, auf das ich mich gefreut habe. Eine erwachsene Dystopie, technischer, moderner als Malevil von Merle. Aber meiner Meinung nach hat der Autor fast alles verschwendet. Ich bezweifle nicht, dass er sich viele Gedanken gemacht hat, aber vom Handwerk des Schreibens versteht er nicht viel. Es gelingt ihm selten, einen Spannungsbogen zu entwickeln, dafür schweift er gern und lange zu Nebensächlichkeiten ab, die für die Geschichte null Bedeutung haben. Seine Charakterstudien sind bestenfalls vom Reißbrett und auch nur wenig ausgearbeitet. Bis zum Schluss habe ich zum Beispiel ausgerechnet zu Loren, der einer der wichtigsten Protagonisten ist, keinen Kontakt bekommen. Möglicherweise könnte man es darauf schieben, dass ich keine Erfahrung im Umgang mit Nerds habe, aber allein die Menschenkenntnis sagt mir, dass viele seiner Handlungen nicht nachvollziehbar sind.

Der Autor wollte auch zu oft zu viel, scheint mir. Vielleicht wollte er beschreiben, wie die Menschen nach so einer Katastrophe mit eben jener umgehen. Dazu wechselte er gern mal die Perspektiven, was eigentlich kein Problem ist. Ein Problem wird es erst dann, wenn er das auch innerhalb von Sätzen macht oder wenn er sich auf Leute konzentriert, die nichts zum Verlauf der Geschichte beitragen. Es wimmelt außerdem von Leuten, die mal eben in fünf Minuten seit Jahrhunderten bestehende mathematische und physikalische Probleme lösen und natürlich auch gleich in die Praxis umsezten. In dem Buch wimmelt es weiterhin von zeitlichen Ungereimtheiten und Unlogik (wobei ich mich da nur auf die personelle oder handlungsbezogene Komponente beziehe, denn von physikalischen Vorgängen habe ich zu wenig Ahnung). Konflikte werden innerhalb von zwei Seiten abgewickelt, dafür Worte um Worte für irrelevante Dinge verschwendet.

Hinzu kommt die Lustlosigkeit beim Lektorat, das anscheinend ebenfalls Probleme hatte, all diesen Worten zu folgen und dabei aufmerksam zu bleiben. Verständlich, sicherlich, menschlich, auf jeden Fall, aber dennoch unverzeihlich für einen großen und normalerweise so hervorragenden Verlag wie Hanser.

Fazit: Ein Buch, das ein großer Wurf hätte werden können, dem es jedoch an schriftstellerischem Handwerk, einem gründlichen Lektorat, das wenigstens 150 Seiten gekürzt hätte, und der Fähigkeit des Autors, Spannung zu erzeugen und zu halten, fehlte. Schade um die schöne Ausgangsbasis.