Rezension

Als auf der Welt das Licht ausging, erlosch das Glühen meines üblichen Lesegenusses

Als auf der Welt das Licht ausging - Tom DeMarco

Als auf der Welt das Licht ausging
von Tom DeMarco

Bewertet mit 2.5 Sternen

„Der Weltuntergang steht bevor, aber nicht so, wie Sie denken. Dieser Krieg jagt nicht alles in die Luft, sondern schaltet alles ab.“

Total guter Dinge und völlig motiviert  begann ich mit dem Lesen des 652-Seiten-starken Buches. Der Klappentext klang so wunderbar vielversprechend. Endlich mal eine Geschichte mit echtem Potenzial, endlich ein „anderes“ Weltuntergangsszenario“. Keine grenzenlosen Verwüstungen durch Atombomben und nukleare Raketen, keine verstrahlten Äcker, keine Toten soweit das Auge reicht.

„Atomraketen fliegen auf Großstädte zu – und Sie halten den Apparat in der Hand, mit dem Sie die Explosionen der Atombomben verhindern können. Doch für diese Rettung müssen Sie einen Preis zahlen, der katastrophale Auswirkungen hat: Drücken Sie den Knopf, kommt es zwar nicht zum nuklearen Massenmord, aber Sie vernichten weltweit die Elektrizität – und somit die Lebensgrundlage der Gesamten Zivilisation. Sie retten also Millionen Menschen vor dem atomaren Todeskampf, doch katapultieren Sie gleichzeitig die gesamte Welt ins dunkle Mittelalter zurück.
Wie würden Sie entscheiden? Dieses Buch handelt von einer dramatischen Entscheidung und ihren Konsequenzen. Es erzählt zutiefst menschliche Geschichte über Fanatismus und Vernunft, über Liebe und Verrat, und der Autor schildert sie auf eine Weise, die den Leser packt und nicht wieder loslässt.

Doch, es hat mich auf Seite 361 enttäuscht los gelassen. Ich war nicht mehr bereit mich durch endlos langatmige und langweilige Seiten zu lesen. Aufzugeben entspricht nicht meinem Lebensmotto und meinem Naturell, aber dieses Buch hat meine Toleranzgrenze zu lange strapaziert.

Der Schreibstil von Tom Demarco war mir sehr angenehm. Er ließ sich äußerst flüssig lesen, auch als zahlreiche Personen auftauchten, seitenlang von physikalischen Versuchen, Experimenten und wissenschaftlichen Ereignissen erzählt wurde, konnte ich stets folgen, wenn ich auch als Laie vieles physikalische nicht verstehen konnte. Der Plot hätte interessant werden können, doch die erste Hälfte des Buches ist geprägt von langatmigen Wiederholungen. Mir fehlt Biss und Spannung, die ich in einem Thriller erwarten dürfte. Die wenigen, vorhandenen Spannungskurven reißen immer wieder ab. Die Charakterisierung der Protagonisten ist mäßig bis gar nicht vorhanden und uninteressant. Manch ein nebensächlicher Akteur ist ausgearbeiteter dargestellt als die Hauptprotagonisten. Zahlreiche plumpe Interaktionen sind schlicht überflüssig und füllen lediglich dieses Buch. Einen Versager als amerikanisches Staatsoberhaupt darzustellen, der sich in der Krise zurückzieht und malt, keinen einzigen anständigen Satz von sich gibt, was soll ich als Leser damit anfangen. Der ganze Roman wird mit so extrem unlogischen und  utopischen Tatsachen befüllt, die ich selbst als Leser eines fiktiven Endzeit Romans nicht akzeptieren kann. Die zeitliche Abfolge bleibt total auf der Strecke. Demarco gibt als ein Betätigungsfeld Organisationsgestaltung und Prozessberatung an, warum hat er diese Qualifikationen in seinem Thriller nicht angewandt? Hätte Demarco Ghostreader oder Testleser eingesetzt, so wären die zahlreich vorhandenen Fehler sicher vermeidbar gewesen.

Ich kann dieses Buch niemandem empfehlen und bin maßlos enttäuscht, so viel Potenzial in den Sand gesetzt zu sehen.