Rezension

ChickLit ist Krieg!

Ewiglich ... Dornröschen?
von Olga A. Krouk

Bewertet mit 5 Sternen

„Das Schauspiel ist so schööööööön,
dass mir glatt die "ö"s ausgehen.“

Was war das? Dieses Buch hat mich ja beinah so geflasht wie die Leipziger Buchmesse an sich. Dort habe ich die schwarze Ausgabe nämlich im März bekommen. Und was für ein Gewinn für mein Regal! Es ist haargenau das was ich mir davon versprochen hatte. Aber wieso will ich die ganze Zeit immer sagen: „Ewiglich Prinzessin“ von Olga A. Kraug? Weiß niemand und am Ende liegt’s vielleicht doch daran, dat ich „verfeet“ worden bin. Jawohl verfeet nicht verhext, immer diese Vorurteile.

Ich fürchte ich kann hier gar nicht so viel zitieren wie ich gern würde. Das dünne Büchlein (gilt das überhaupt als Buch? Ich hab’ doch neulich eine DIN Norm dazu gesehen… - Ah da! Laut Unesco-Definition 49 Seiten und mehr - frei bei Wikipedia unter dem Stichwort ‚Buch‘ suchmaschinenbar. - Denn wenn die Autorin das darf, als Quellenangabe, dann ich auch. Wobei das schon Pfui is, liebe Frau Krauogke (am Namen üb’ ich noch).) ist randvoll mit Sätzen die man lautstark bejahen will.
 

„Als hätte man Ken mit Disney Hotties gekreuzt
und mit einer Prinzenrolle nachbearbeitet.“

In mir entstand jedenfalls sofort das Bedürfnis MEHR zu wollen. Schade, dass die Geschichte abgeschlossen ist und keine Möglichkeit zulässt noch andere normale Mädelz, wie Ly oder mich hineingesogen werden in das schwarze Loch - äh in eine Märchenwelt. Obwohl… hm, vielleicht wird das ja DER Tourismus Boom der unverheirateten Prinzessinnen. Habe ich eigentlich schon was darüber erzählt worum es in diesem Werk geht? *rewind* nöp. Also wie im Klappentext beschrien schleudert es die Göre Ly in eine magische Puffärmelige Welt voller Bitch-Prinzessinnen die sich um die Rosen vom Bachelor kloppen.

Die Handlung um Ly beschreibt nur ein paar Tage, wobei man sich da ja nie sicher sein kann, wenn man da so hin und her schwenken muss, zwischen seinen beiden Körpern. Ziemlich klar ist jedoch, dass Ly ihr normales Habitat ohne Korsage, Riemchenschuhen und „Gertrud-Jolene-Carmen“-Katastrophen-Tüll sowie Damensattel und Glööckler-König besser findet. Immerhin geht sie noch zur Schule und übt fleißig in der Garage E-Gitarre und englische Songtexte zu *schraddel schraddel* Lärm. Tut dem Lavendel im Nachbargarten zwar nicht so gut, aber so eine richtige Metal-Göre juckt das herzlich wenig.
 

„Ich frage mich,
wie der halb fertige Kaftan am Fenster heißt.
Ich tippe auf Uwe-Justin-Marcel.“

Es geht darum den Weg aus der Märchenwelt (ohne sprechende Mäuse!) zu finden und so einige bekannte Andeutungen begegnen uns hier. Prinzessin auf der Erbse zum Beispiel und diverse Stiefmütter. Unterbrochen wird die knappe Geschichte im Märchenland an ein paar wenigen Stellen mit der Echtzeit in der sich Ly schnell ins Gedächtnis ruft wie die Märchen noch gleich ablaufen im Buch. Hinter der ganzen Sache steckt aber ein ziemlich harter Schlag in Richtung Familiendrama. Was mich wirklich überraschte. Ich dachte, es ginge hier einfach nur um eine super saloppe Story.

Denn Krouk kann mit einer herrlichen piefigen und schnodderigen Protagonistin aufwarten. Ly ist absolut authentisch und liebenswert. Und sie verteilt eine Rund-um-Klatsche an alles was in unserer Welt kreucht und fleucht. Fernsehen, Internet, Musik, Kultur - aus allen Bereichen wird sich frei weg bedient. Nun die Autorin hat vielleicht kein Meisterwerk literarischen Standards gesetzt, aber dafür können der Inhalt und die Charaktere enorm überzeugen.
 

Fazit:

Wenn das Chick-Lit ist, dann muss ich wohl sagen: Verdammt, Chick-Lit ist voll Krieg! Wat habe ich mich amüsiert und was habe ich gelacht! Frei Schnauze tritt Ly abwechselnd in Fettnäpfchen und haut den Leuten eine auf die Zwölf. Sie ist jung und doch schon sehr schlagfertig - bewundernswert. Ich war nur halb so selbstsicher damals. Das Ende rechne ich dem Genre zu, ich hätte ja irgendwie gehofft, dass da ein Parallel-Rick auftaucht, so wie Pinchens Double. Aber, ach was soll’s, ich gönn es der Halbstarken ja. Als nächstes hätt’ ich gern ne Deutsch-Punkerin, ein Gothic-Girl und hm ein Nerd-Mädchen. Und dann schauen wir mal weiter, wie viele Prinzen noch vorhanden sind.

Aber selbst wenn es keine anderen Geschichten dieser Art gibt, ist das hier ein Ausnahmewerk. Für mich einfach mal etwas mit dem richtigen Pfiff und viel Zwinkern. Ich mein, wo sonst setzt sich die Prota in die Parkanlage, weil ihr kein Schwein den Weg zum Abtritt zeigt? Hell-Yeah! Give it to me, baby!

Ein Wunschkonzert nach Wahl ‚Wacken 2015‘ Urteil: hervorragend

(Interview mit Ly auf unserem Blog, coming soon!)