Rezension

Bezaubernder Krimi über das Paris der 1920er Jahre

Der Bund der Zwölf - Miriam Pharo

Der Bund der Zwölf
von Miriam Pharo

Paris, 1926. Vincent hat sich bei den falschen Leuten verschuldet, gleichzeitig bricht das Geschäft in seinem Nachtclub ein. Denn unter den wohlhaben Parisern, die seine Kundschaft ausmachen, geht die Methusalem-Seuche um : Junge Menschen altern binnen weniger Augenblicke und sterben schließlich an Altersschwäche. Da kommt es Vincent nicht ungelegen, dass die Polizei eine hohe Belohnung für zweckdienliche Hinweise zu der mysteriösen Krankheit ausschreibt. Gemeinsam mit seiner guten Freundin Magali beginnt Vincent zu ermitteln und stößt schon bald auf die Spur der "Philharmonie der zwei Welten", einem weltberühmten Orchester mit dunklem Geheimnis...

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Der Bund der Zwölf hat mich rasch in seinen Bann gezogen. Die Beschreibungen der Stadt Paris vor fast 100 Jahren fand ich sehr gelungen: nie langatmig, aber detailliert genug, um sich die einzelnen Szenen gut vorstellen zu können. Kleine Anekdoten und Details verrieten außerdem, dass die Autorin mit der Zeit bestens vertraut sein dürfte.

Ähnlich liebevoll wurden auch die einzelnen Figuren gezeichnet. Einige konnte ich rasch in mein Herz schließen, andere fand ich interessant und bei wieder anderen genügte schon bald die Nennung ihres Namens um eine gefährliche Stimmung zu erzeugen. Die Darstellungen der verschiedenen Charaktere und ihre Beziehungen zueinander waren für mich stets stimmig und gut nachvollziehbar. Gerade über die beiden Protagonisten, Vincent und Magali, würde ich gerne noch weitere Romane lesen!

Die Handlung des Buches hat mir gut gefallen und viele Ideen fand ich außergewöhnlich. Die einzelnen Fäden haben sich nachundnach verbunden, die Zusammenhänge waren plausibel - sobald ich sie schließlich durchschaut hatte. Gut gefallen hat mir außerdem die prominente Rolle der Musik. Ich habe die im Buch genannten Stücke beim Lesen im Hintergrund laufen gehabt - eine tolle Kombination aus Literatur und passender Musik, die mir einige wunderschöne Abende beschert hat!

Anzumerken ist, dass das Buch auch einige magische/phantastische Elemente erhält, was einen nicht stören sollte. Ich würde den Bund der Zwölf allerdings auch nicht als Fantasyroman einordnen - die Elemente von Krimi und historischem Roman sind hier meines Erachtens stärker ausgeprägt.

Den Schreibstil fand ich durchwegs gelungen. Anfangs habe ich ein paar Seiten benötigt um hineinzufinden, dann hat sich das Buch allerdings gut lesen lassen und wartete mit sprachlich schönen Beschreibungen auf. Vor allem die bildliche Darstellung der Musik war für mich stets außergewöhnlich und überzeugend!

Alles in allem bin ich sehr froh, dieses Buch entdeckt zu haben und traue mich schon jetzt zu sagen, dass es zu meinen Indie-Highlights 2016 gehören wird. Wenig überraschend ist Der Bund der Zwölf daher aktuell auch für den Indie Autor Preis 2016 nominiert. Klare Leseempfehlung!