Rezension

Zusammen ist man stark

Julian und Anisa und das Wunder vom Wacholderpark -

Julian und Anisa und das Wunder vom Wacholderpark
von Benjamin Lebert

Bewertet mit 4 Sternen

Ein Mädchen, das Fußball spielt? Ein Junge, der Gedichte schreibt? Ja, genau das! Warum auch nicht? So einfach ist es leider nicht immer.
Unsere Gesellschaft ist voller Klischees. Dabei gibt es nicht nur Vorstellungen darüber, wie man zu sein hat - sondern auch wie nicht. Jungs sollen stark sein, Fußball spielen und nicht weinen. Mädchen sind zierlich, gehen gern shoppen, achten auf ihre lange Wallemähne und gehen reiten, schwimmen oder zum Eiskunstlauf.
Was passiert nun, wenn jemand anders ist? In der Geschichte wird der zart gebaute, zurückhaltende Julian immer wieder gemobbt. Nur wenige trauen sich, einzugreifen - hier ist es Anisa. Sie ist frech, laut, selbstbewusst und hat kurze Haare. Doch später benötigt auch Anisa Unterstützung, denn niemand kommt immer allein zurecht.

Das Buch ist in einfachen Worten mit kurzen Sätzen und kurzen Kapiteln geschrieben, sodass auch junge Zuhörer und Erstleser es verstehen können. Der Schreibstil ist kindgerecht, auf den Seiten gibt es immer wieder schwarz-weiße Illustrationen. Die beiden Protagonisten Julian und Anisa fungieren als Ich-Erzähler. Sobald die Sicht von einem zum anderen wechselt, steht der jeweilige Name zur Leseorientierung über dem Kapitel. Das Cover zeigt die beiden Hauptpersonen gemäß ihrer Beschreibung in einem Park.
Mit Bedacht greift das Buch die wichtigen Themen anders sein, Mobbing, Zweifel, Freundschaft und Zusammenhalt auf. Die Kinder selbst erhalten Raum für ihre Gedanken und Gefühle und werden auf ihrem Weg warmherzig begleitet. Was es bedeutet, für eine andere Person einzustehen und gemeinsam auch unangenehme Folgen zu tragen, ist genauso Teil der Geschichte wie eine weitere Tatsache: Jemand muss anfangen, damit der Stein ins Rollen kommt.

Mir hat dieses Buch gut gefallen und ich kann es für Kindergartenkinder zum Vorlesen und Grundschulkinder zum Selbstlesen empfehlen. Sie können damit ernste Themen direkt aus Kindersicht wahrnehmen, ohne sich zu erschrecken.