Rezension

Ein Kinderbuch, das wohltut und stärkt

Julian und Anisa und das Wunder vom Wacholderpark -

Julian und Anisa und das Wunder vom Wacholderpark
von Benjamin Lebert

Bewertet mit 5 Sternen

Wenn die Geschichte in einem Kinderbuch mit einem Happy End abschließt, gibt es sicher so manche Kritik: So ist die Wirklichkeit nicht. Kinder erwartet keine heile Welt usw. usw. Doch ich persönlich bin immer beglückt von einem Kinderbuch, das die Wirklichkeit zwar nicht in Rosarot hüllt, aber dennoch zu einem guten, zu einem heilsamen Ende führt. Warum denn nicht? Lernen Kinder (und Erwachsene) nicht viel leichter von Beispielen, die zum Guten führen als von Darstellungen negativer Inhalte? Mir jedenfalls hat das Buch von Benjamin Lebert rundum außerordentlich gut gefallen. Gerade weil es gut ausgeht!

Julian ist ruhig, in sich gekehrt, sammelt Wörter und schreibt Gedichte. Er leidet an Epilepsie und wird deshalb von Schulkameraden als „Zitteraal“ verspottet. Anisa dagegen ist ein Wirbelwind, immer aktiv, frech und laut. Erst später in der Geschichte erfahren wir, dass sie bereits Schlimmes hatte durchstehen müssen. Julian mag Anisa. Er mag die Buchstaben in ihrem Namen. Sein Opa rät ihm, zum „Detektiv der Liebe“ zu werden. Und so beobachtet Julian Anisa aus der Ferne. Als er wieder einmal zum hilflosen Mobbingopfer wird, tritt völlig überraschend Anisa für ihn ein. Was sich daraus entwickelt, müsst ihr unbedingt selber lesen.

Der Autor erzählt sehr einfühlsam und sensibel, fast möchte ich sagen vorsichtig. Er erzählt von wahrer Stärke und der Kraft, die darin liegt, Schwäche zeigen zu können. Er erzählt davon, dass es gut ist, deutlich Stellung zu beziehen gegen Unrecht, und wie dies andere mitzieht. Und er erzählt davon, wie viel Kraft im Miteinander liegt. Er erzählt von Freundschaft und davon, dass jeder etwas Besonderes ist. Die Warmherzigkeit, die in der Geschichte liegt, springt direkt auf den Leser über. Gleichzeitig ist die Handlung auch spannend und überraschend. Die große Schrift, die kurzen Absätze und die passenden Illustrationen lassen das Buch auch für Kinder, die noch nicht so gut lesen können,  zu einem rundum schönen, gelungenen Leseerlebnis werden.