Rezension

Zu viel Elend und Krieg, sonst sehr gut

Zwischen uns das Meer - Kristin Hannah

Zwischen uns das Meer
von Kristin Hannah

Als Soldatin zwischen Familie und dem tödlichen Einsatz

Wie reagiert man darauf, wenn die Liebe des Lebens offenbart, dass die Gefühle im Alltag verloren gegangen sind? Trennt man sich räumlich oder auf Zeit oder kämpft man für die Familie und das Aufleben des alten Feuers?
Jolene Zarkades, Soldatin aus Überzeugung, muss mit dieser demütigenden Zurückweisung durch ihren Ehemann Michael leben lernen und dabei noch ihre beiden Töchter bändigen, wobei die eine mitten in der Pubertät und die andere beinahe noch in den Babyschuhen steckt.
Neben ihrer griechischen Schwiegermama kann sich die Waise, die ihre Eltern durch die Alkoholsucht früh verloren hat, auf ihre Kollegin und Seelenschwester Tamy verlassen, doch eine Freundschaft kann keine Herzenswärme und Zärtlichkeit ersetzen. Der Terror in der Welt richtet sich leider nicht nach persönlichen Differenzen und somit gibt der Stützpunkt zur denkbar ungünstigsten Zeit den Befehl zum Abflug in eine Region aus Sand und Blut.

Für den gefühlvollen Schreibstil verdient die Autorin die Höchstpunktzahl und als Leser leidet man sowohl mit der enttäuschten und auf sich alleine gestellten Ehefrau, als auch mit dem überforderten Ehemann und den kleinen Mädchen mit. Ich kann mir vorstellen, dass die US-Schriftstellerin besonders im christlichen Amerika einen wunden Punkt getroffen hat, wenn es darum geht, um die Ehe zu kämpfen bzw. die Menschen, die wir lieben.
Beide Sichtweisen werden auf glaubhafte Weise dargestellt, denn Jolene lässt keine negativen Gefühle zu, geht jedem Streit aus dem Weg und klammert sich verzweifelt an die Vorstellung des selbst geschaffenen Glücks, dagegen kann ein hingebungsvollen Mann mit dem Wunsch nach echter Leidenschaft schon mal die Kontrolle verlieren und aus der heilen Welt ausbrechen wollen.
Die Protagonisten gehen also einmal auf weiblich zurückhaltende und in manchen Fällen sogar sturen Variante mit dem gebrochenen Herz um und der Mann auf eine kühle und reservierte Art. Die Geschlechter zeigen viele Facetten von überspitzt zickig bis depressiv geknickt und so manche Leserin wird sich in Jolenes Trauer wiederfinden, was sie trotz aller Schwierigkeiten zu einer Sympathieträgerin macht.

Eindeutig zu amerikanisch angehaucht waren mir allerdings die Passagen von Jolenes Hubschrauberflügen im irakischen Kriegseinsatz, dieser Ausflug in die Militärabteilung hat mir schon in der Leseprobe nicht gefallen. Es ist zwar wichtig über die Einsätze im Krisengebiet zu berichten, aber die schreckliche Phantasie hat durch Kristin Hannahs Ausführungen sehr viel Futter bekommen, was mir bei einem Liebesroman nicht gefällt, zumal die Befürworter für die zahlreichen Verluste eindeutig in der Überzahl waren.

„Zwischen uns das Meer“ hat für meinen Geschmack zu viel Tiefgang auf politischer Ebene und ein Fokus ausschließlich auf das Ehepaar und die abgebrannten Emotionen wäre vielleicht noch berührender und romantischer gewesen.