Rezension

Zauberhaft!

Witchmark
von C. L. Polk

Bewertet mit 4 Sternen

C.L. Polk entführt ihre LeserInnen auf eine fantastische Reise in das viktorianisch anmutende Aeland, in dem Hexen und Magier zwar gebraucht, aber ebenso von vielen geächtet und bei Entdecken ihrer Fähigkeiten, verbannt werden. Aeland befand sich im Krieg mit den Laneer und die Soldaten Aelands, sofern sie überlebt haben, kehren allesamt mit schweren psychischen Störungen und anscheinend vom Wahnsinn befallen, wieder heim. Dr. Miles Singer ist Arzt in einer Veteranenklinik und ehemaliger Soldat der Königin, er möchte seinen Patienten helfen, ihnen einen neuen Start in ihr Leben ermöglichen und sie von ihren Leiden heilen, sofern es seine Möglichkeiten zulassen - eigentlich könnte er sie alle heilen, denn Dr. Singer ist eine Hexe mit magischen Kräften, von denen allerdings niemand seine Fähigkeiten erkennen darf - auch ist Dr. Singer auf der Flucht - vor seiner Vergangenheit und vor allem vor seiner eigenen Familie. Als ein sterbender Patient darauf besteht, in die Klinik, die größtenteils psychische Störungen behandelt, gebracht zu werden, wird dem Doktor schnell klar, warum der Patient zu ihm kam - Nick Elliot weiß von Dr. Singers Fähigkeiten und bittet ihn auf dem Sterbebett, seinen Mörder zu suchen. Tristan Hunter, der Elliot in die Klinik gebracht hat, scheint ein großes Interesse an dem Fall und dessen Aufklärung zu haben. Nur allzu schnell wird der Leichnam von Elliot beseitigt und Dr. Singer beschließt gemeinsam mit Hunter, dessen Tod, aber auch die vermehrt aufkommenden Todesfälle, die die Soldaten an ihren Familien ausüben, aufzuklären. Überhaupt ist Dr. Singer von Tristan Hunter fasziniert,  wird regelrecht in seinen Bann gezogen. Geht das alles mit rechten Dingen zu, warum will Hunter ihm unbedingt Hilfestellung geben und Dr. Singer sogar in weiteren Fähigkeiten der Hexerei und Magie schulen? Überhaupt braut sich in Aeland ein Unwetter bezüglich Machtgerangel zwischen den Sturmsängern und Magiern zusammen, wie wirkt sich das auf das Leben in Aeland, den Doktor und seinen Helfer Tristan aus?

Die Geschichte um den Arzt und Hexe Dr. Miles Singer und dem Amaranthine Tristan Hunter liest sich auf ganz verschiedene Arten - ein Fantasyroman, der in einer uns scheinbar bekannten Welt/Umgebung spielt und nicht den Standart von dem, was mancher sonst unter Fantasy versteht (Wald, Wiesen, Trolle und Schlachtfelder, auf denen sich die vermeintlichen Helden nur so tummeln) - man hat ein bisschen das Gefühl, die beschriebenen Strassen und Gebäude zu kennen, man fühlt sich dort gleich wohl und ist gedanklich oft mit dem Doktor und seinem Fahrrad unterwegs. Überhaupt kommt das Groh der Protagonisten sehr sympathtisch und bildlich gut dargestellt rüber, mir gefällt der "gepflegte Umgang" und die  sprachliche Ausdrucksform der Protagonisten sehr gut, eine richtige Wohltat in heutigen Zeiten, in der sich manche nicht mehr ausdrücken können oder wollen. ;-) Die Beziehung zwischen Miles und Tristan entwickelt sich langsam, aber stetig, ohne dabei zu sehr von der eigentlichen Handlung abzuweichen, man ist gerne an Miles´ Gefühlswelt beteiligt. Grace, die Schwester von Miles, ist für mich irgendwie  undurchsichtig - einerseits dem Vater (über den man nur wenig erfährt) und ihren Pflichten verbunden, ganz klar eine Frau, die sich als etwas Besonderes sieht und sich entsprechend benimmt, allerdings lies mich ihr späterer Sinneswandel, was ihren Bruder Miles und Tristan betrifft, etwas verwirrt zurück, auch wäre es interessant gewesen, die Familiengeschichte von Dr. Singer und Grace etwas mehr auszuleuchten, damit man dieses Kastensystem zwischen den Sturmsingern, Gesternten und denen, die von ihren Familien "gebunden" werden, besser verstehen kann. Gerade, wenn es hiervon eine Fortsetzung geben soll, denn das Ende, dass irgendwie ziemlich aprupt kam,  blieb im Grunde "offen" bzw ergibt eine ganz neue Geschichte, die so evtl nicht ganz nachvollzogen werden kann.  Auch die Welt, aus der Tristan kommt, wird nicht weiter ausgebaut, insofern gehe ich mal davon aus, dass sich manches in der Fortsetzung aufklären wird. Trotzdem ist das eine schöne Debüt-Story mit ein bisschen Gefühl, einem guten Schuss Krimi und vielen tollen Dingen, die man in Aeland entdecken kann. Apropos entdecken: Das Cover ist auf den ersten Blick ein toller Hingucker mit seiner zweifarbigen Abbildung und auf den zweiten Blick DER Knaller - die Schrift leuchtet im Dunkeln und ist echt ein Hit im Bücherregal. Freue mich schon auf Teil 2 und frage mich, ob und in welchem Farbton einem dann das Cover anlacht? ;-)