Rezension

Widerstand ist zwecklos

Immerstill - Roman Klementovic

Immerstill
von Roman Klementovic

Bewertet mit 5 Sternen

Ein beschauliches kleines (fiktives) Dorf im Osten Österreichs und seine Bewohner stehen im Mittelpunkt dieses packenden Thrillers. Beschaulich? Nein. Natürlich nicht.
Der Autor stürzt die Protagonistin Lisa, die auf einen Anruf ihres Vaters hin ihr Heimatdorf wieder betritt, in ein Gefühlschaos, das man nicht einmal seinem ärgsten Feind wünscht. Auf der Suche nach ihrer verschwundenen Schwester Maria stößt sie Lisa nicht nur auf ein heruntergekommenes Dorf ohne Leben und viele eigenartige Bewohner sowie ihre alte Liebe Patrick, sondern vor allem auf eine Mauer des Schweigens, die sie zuerst gar nicht wahrnimmt und schlussendlich dann einreißt, als sie gar nicht mehr wissen will, was sich dahinter verbirgt.

Tief unter die Haut gehen die Beschreibungen der Umgebung, der Wohnhäuser und öffentlichen Einrichtungen in Grundendorf und man ahnt, dass dies nicht die schlimmsten Eindrücke des seelenlosen Dorfes sind, die noch so auf einen zukommen. Die wahren Abgründe sind die unsichtbaren, die beinahe jeder Grundendorfer in sich zu tragen scheint und in denen sich letztendlich auch Lisa wiederfindet, obwohl sie so lange dagegen zu kämpfen scheint. Wie Don Quijote sträubt sie sich gegen all die Eindrücke und Vermutungen, die sie sammelt und weiß sich teilweise nur mehr mit Wutausbrüchen zu helfen. Ja, sie ist emotional sehr gefordert, doch ab und an war es an diesen Stellen auch für den Leser ein wenig zu viel.

Gefallen hat mir, dass auch durch typisch österreichische Ausdrücke zusätzlicher Lokalkolorit in die Geschichte einfloss, ein wenig konsequenter hätte man damit noch sein können, schließlich haben deutsche Pendants auch so ihre Eigenheiten.

Das Cover unterstreicht die düstere Atmosphäre des Thrillers und dass der Titel mehrdeutig ist und warum er überhaupt gewählt wurde, weiß man erst nach der Lektüre. Sehr gelungen.