Rezension

EIn toller Thriller in der Tristesse eines Dorfes an der March

Immerstill - Roman Klementovic

Immerstill
von Roman Klementovic

Bewertet mit 5 Sternen

Der Autor entführt die Leser in ein kleines düsteres Dorf im niederösterreichisch/slowakischen Grenzland. Auch wenn der Name „Grundendorf“ erfunden ist, sind Ähnlichkeiten mit echten Dörfern unübersehbar. Die Menschen sind desillusioniert. Es wohnen hauptsächlich Alte und/oder Verschrobene dort. Jeder, der eine Möglichkeit sieht, aus dieser Tristesse zu entfliehen, wagt den Sprung ins Ungewisse.
Lisa hat dies gewagt, kommt aber in ihr Heimatdorf zurück, weil ihre Schwester Maria verschwunden ist. Fast auf den Tag genau wie vor Jahren zwei ihrer Schulkollegen, Linda und Markus.
Als dann die nackte, geschändete Leiche einer weiteren Schulkollegin, Natalie, gefunden wird, werden die Behörden (endlich?) wieder aktiv.
Obwohl in diesem Dorf jeder über jeden Bescheid weiß, gelingt es einigen doch ihre Geheimnisse zu wahren.

Die Zeit läuft den Ermittler davon. Trotzdem scheint die Langsamkeit Programm zu sein. Keine hektischen Suchaktionen, keine SOKOs – irgendwie gespenstisch.
Man erfährt zwar einiges über so manche Dorfbewohner, aber längst nicht alles.
Doch plötzlich taucht Maria verstört wieder auf. Der Eindruck, dass alles inszeniert ist, drängt sich förmlich auf. Nur von wem und warum?

Rätsel über Rätsel lassen die Leser bis um Ende im Dunkeln tappen.
Die Auflösung ist unerwartet, jedoch gekonnt in Szene gesetzt.

Erzählstil/Spannung:

Teile des Thrillers sind in der Ich-Form, aus Lisas Sicht, geschrieben. Damit lässt uns der Autor direkt an den Gedanken und Gefühlen seiner Hauptperson teilhaben.

Kurze, knappe Kapitel, manchmal wahre Satzungetüme wechseln sich in schöner Regelmäßigkeit ab.

Die Spannung ist Atem raubend. Bis zum Schluss ist nicht ganz klar, wer hinter den Entführungen und den Toten steckt.

Die Langsamkeit des Dorflebens und der Ermittlungen ähnelt ein wenig den „Polt-Krimis“ von Alfred Komarek. Der hat ja die „Langsamkeit zum Kult“ erhoben.
Das fehlende Tempo mindert die Spannung nicht. Für deren Aufrechterhaltung sorgen schon die größeren und kleineren Cliff-Hanger.

Charaktere:

Lisa ist eine der wenigen, die aus Grundendorf weggezogen sind. Viel Glück und Erfolg hat es ihr aber nicht gebracht. Sie wirkt noch recht unerfahren und manchmal auch naiv.

Maria erscheint manipulativ, unaufrichtig und nimmt das Gesetz in die eigenen Hände – mit fatalen Folgen.

Beider Vater: ein schwacher und gleichzeitig ein stark gestörter Mensch-

Anna habe ich einige Zeit als Täterin im Visier gehabt, eine Stalkerin, die dringend psychologischer Hilfe Bedarf.

Eine Reihe von schrulligen Typen bevölkert Grundendorf, z.B. die versoffene Tante Hannelore, Frau Graf, die wie Kassandra durch das Dorf läuft und jedem erzählt, dass Lisa nicht hierher passt.

Fazit:

In seinem erst zweiten Buch zieht Roman Klementovic alle Register der Schreibkunst. Ein MUSS für alle Thriller-Fans und solch, die es noch werden wollen.