Rezension

Von Anfang an spannend

Die andere Tochter -

Die andere Tochter
von Dinah Marte Golch

Bewertet mit 5 Sternen

          Antonia räumt die Wohnungen von Verstorbenen in Berlin. Bei einem Arbeitsunfall verliert sie ihr Augenlicht und bekommt eine Hornhauttransplantation. Um sich bei den Angehörigen ihrer Spenderin zu bedanken, reist sie nach Frankfurt. In der Familie der Verstorbenen gerät sie in einen Strudel von Ereignissen, der sie auch mit der Vergangenheit ihrer eigenen Familie konfrontiert. 

Das Cover passt perfekt, denn wie bei einem Puzzle trägt Antonia Teil für Teil zusammen, um am Ende nicht nur das Geheimnis ihrer Spenderin, sondern auch ihr eigenes, traumatisches Familiengeheimnis aufzudecken. In einfühlsamem, präzisem Schreibstil gelingt es Dinah Marte Golch perfekt, mir Antonia von Anfang an nahe zu bringen, während sie die Eltern punktgenau so schildert, dass ich ihnen nicht "beigekommen" bin, ebenso bei der Familie der Hornhautspenderin in Frankfurt, die meiner Meinung nach sehr undurchsichtig ist. 

Ein wesentlicher Faktor beim Spannungsaufbau ist die Erzählung auf zwei Zeitebenen. Die erste beginnt im April und gilt mehr der Suche nach dem Geheimnis der Spenderin, während die zweite, im Oktober beginnende dem Aufdecken des eigenen Familiengeheimnisses gilt. 

Besonders beeindruckt hat mich, wie gründlich die Autorin zu den Themen Organtransplantation und Beutekunst recherchiert haben muss. Die in die Geschichte eingeflochtenen Fakten dazu klingen allesamt realistisch und fundiert. 

Dieser Roman hat mich von Anfang bis Ende gefesselt und tief berührt. Dazu hat die ungewöhnliche, aber sehr gelungene Kombination der Themen sehr beigetragen. Es ist schon eine außergewöhnliche Idee, die Themen "Gewalt gegen Kinder", "Organtransplantation" und "Beutekunst" miteinander zu verknüpfen. In jedem Fall kann ich dieses Buch uneingeschränkt weiter empfehlen.