Rezension

Verwirrend viele Spuren...

Narbenherz -

Narbenherz
von Anne Mette Hancock

Bewertet mit 3 Sternen

Eher ein Krimi denn ein Thriller, spannend ist es v.a. durch die verwirrend vielen Spuren, die nicht zusammen zu passen scheinen...

Kopenhagen: Investigativ-Journalistin Heloise Kaldan hat gerade eine Recherche zu traumatisierten Soldaten begonnen, als sie eine persönliche Entscheidung treffen muss über Leben und Zukunft. Noch bevor sie irgendetwas tun kann, erfährt sie vom Verschwinden eines zehnjährigen Jungen. Vor Ort trifft Heloise ihren guten Freund Kommissar Erik Schäfer, der in dem Fall ermittelt. Die Spuren zu dem Jungen sind verwirrend, nichts passt zusammen. Heloise versucht, Erik Schäfer zu helfen, das entscheidende Muster zu erkennen. Und begegnet ihren innersten Dämonen. 

 

Erster Satz: "Der Mann bewegte sich schnell, huschte an den kahlen Bäumen und Büschen vorbei." (S. 7)

 

Dies ist der zweite Band der Reihe um die Investigativ-Journalistin Heloise Kaldan und den erfahrenen Kommissar Erik Schäfer. Nachdem ich die erste Folge "Leichenblume" als soliden Einstieg erlebt hatte, war ich nun neugierig darauf, mehr von den beiden so unterschiedlichen Charakteren zu lesen.

Auch diesmal besteht die Handlung nicht allein aus den Ermittlungen (hier: im Fall des verschwundenen 10jährigen Lukas Bjerre), sondern bietet auch Einblicke in das Privatleben von Heloise sowie von Erik. Diese Mischung empfand ich wieder als gut ausbalanciert, und die Charaktere der beiden gewannen dadurch etwas mehr an Profil als zuvor im ersten Band.

Heloise arbeitet gerade an einem Artikel über traumatisierte Soldaten, wird dann aber von ihrer Chefin auf den Fall des verschwundenen Jungen angesetzt. Dennoch lassen die traumatisierten Soldaten Heloise nicht los, und tatsächlich taucht der Begriff der posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) hier mehr als einmal auf, nicht nur bezogen auf die aus Afghanistan heimgekehrten Soldaten...

Im eigentlichen Fall treten die Ermittler gefühlt lange Zeit auf der Stelle. Immer neue Anhaltspunkte und Spuren ergeben sich, doch nichts davon will zusammenpassen. Selbst der erfahrene Ermittler Erik Schäfer verzweifelt allmählich, es will sich einfach kein Muster ergeben. Ist Lukas entführt worden, ermordet oder was? Immer wieder spielt die Autorin mit den Ängsten des Lesers / der Leserin, wenn sich etwas Neues abzeichnet - und gleichzeitig schürt sie dann wieder die Hoffnung, dass Lukas noch leben könnte...

Die Spannung in diesem Fall entsteht tatsächlich v.a. durch die Frage, was hinter dem Verschwinden von Lukas steckt, ob er noch lebt und wie die einzelnen Fakten letztlich zusammen passen. Die Ermittlungen selbst sind dagegen eher weniger spannend, laufen den Ereignissen eher hinterher und zeigen sich auch durchaus von Zufällen abhängig. Das muss an sich nichts Störendes sein, doch passt diese Entwicklung für mich nicht zur Sparte "Thriller", wie vom Verlag angegeben, sondern eher zu einem Krimi. 

Auch der zweite Band der dänischen Thriller-Reihe weist einen angenehmen, unkomplizierten Schreibstil auf, und der Wechsel der Perspektiven zwischen der Journalistin Heloise Kaldan und dem Hauptkommissar Erik Schäfer sorgt dabei noch für einen ganz eigenen Sog. Insgesamt hat mich der "Thriller" wieder gut unterhalten, wenn auch diesmal Heloise eher weniger in die Ermittlungen eingriff als ich mir gewünscht hätte...

Auf Band drei freue ich mich aber trotzdem - im Januar 2022 soll "Grabesstern" erscheinen...

 

© Parden