Rezension

Ulf Schiewe ist der Meister seines Genres!

Der Bastard von Tolosa - Ulf Schiewe

Der Bastard von Tolosa
von Ulf Schiewe

Bewertet mit 5 Sternen

Als Jaufre zu den Kreuzzügen aufbrach war er bereits auf die eine oder andere Weise ein gebrochener Mann. Als er zurückkommt ist er es noch mehr. Er will sich auf seiner Burg zurückziehen und ein ruhiges Leben führen - doch so leicht wie er sich das vorstellt soll das nicht werden. Zunächst hätten wir da eine Gattin, nur unter Zwang geheiratet und nicht begeistert, ihren Mann nach all den Jahren wieder zu sehen. Und einen mächtigen Feind, der Jaufre noch mehr nehmen will als nur seine Burg..

Der Bastard von Tolosa ist Schiewes erster Roman - und obwohl sein Stil unverkennbar ist (Ich kenne sonst keinen Autoren dem es gelingt das Schöne derart perfekt mit dem Nützlichen zu verbinden, soll heißen : Ein fantastisches Leseerlebnis mit gleichzeitigem Wissenszuwachs) sind doch klare Unterschiede zu erkennen.
Dieser Roman ist länger, detailverliebter und ausschweifender. Müsste ich mich jetzt entscheiden was mir besser gefällt - ich könnte es nicht. Die neueren Romane bieten mehr Spannung und Action, kaum Atempausen. Dafür lässt "Der Bastard von Tolosa" das Geschehen auf eine eindringliche Art real erscheinen. Man nimmt sich Zeit, für das Leben, die Gefühle und die damalige Zeit. Beides ist auf seine eigene Art wunderschön.

Besonders spannend fand ich hier, wie stark sich die Gefühle zu einzelnen Figuren im Laufe der Geschichte ändern. Am repräsentativsten ist da natürlich der Protagonist Jaufre - zu Beginn wirkt er in seinem Turm verbittert, nahezu depressiv, auf jeden Fall des Lebens müde. Und dann erlebt man seine Geschichte, nur um wieder zum alten Jaufre zurück zu kehren und ihn plötzlich mit anderen Augen zu sehen.
Auch wenn das sicher der bedeutendste, ergreifendste Wandel war lässt sich das durchaus auch im Kleinen beobachten. Bei der verlassenen Gattin beispielsweise. Die Geschichte des Autors ist wie das Leben auch : nicht alles ist schwarz und weiß und manchmal muss man eben ein bisschen genauer hinschauen, bis man erkennt, was einen Menschen wirklich antreibt.

Ich weiß nicht, was ich alles noch erwähnen könnte, um begreiflich zu machen, wie großartig ich dieses Buch finde. Jedes Wort ist mit Bedacht und Herzblut gewählt, jede einzelne Handlung wirkt authentisch, die Längen die eigentlich störend wirken sollten machen das Ganze eigentlich nur noch besser.
Vergesst Ken Follett, lest Ulf Schiewe. Klingt pathetisch, trifft die Sache für mich aber auf den Punkt!