Rezension

Aus dem Leben eines Kreuzritters

Der Bastard von Tolosa - Ulf Schiewe

Der Bastard von Tolosa
von Ulf Schiewe

Bewertet mit 4.5 Sternen

1096, Jaufré Montalban folgt dem Aufruf des Papstes und verbringt einen großen Teil seines Lebens in Outremer. Als Ritter kämpft er für die Freiheit der Christen. Aber nach Jahren erkennt er, dies ist nicht das was er sich für seine Zukunft wünscht. Als dann die Frau, die er über alles liebt, brutal getötet wird, ist dies für ihn das Zeichen das Land zu verlassen und nach Hause zurückzukehren. Seine Heimat ist eine Burg Namens Rocafort in der Nähe von Toulouse. Dort hat er eine Ehefrau und seinen Sohn, vor 14 Jahren zurückgelassen, diese ist wenig begeistert von seiner Heimkehr. Obendrein hat sein Onkel seltsame Andeutungen gemacht, was die Herkunft von Jaufré betrifft. Eine Intrige von ungeahntem Ausmaß ist längst im Gange und so beginnt auch hier ein Kampf um eine sichere Zukunft.

Der Autor startet seine Geschichte im Jahre 1131 auf der Burg Rocaford. Jaufré Montalban ist bereits in die Jahre gekommen und beschließt seine Lebensgeschichte einem jungen Mönch anzuvertrauen. Dieser lauscht nun gespannt den Ausführungen des Ritters. Aus der Ich-Perspektive erzählt Jaufré nun seine Geschichte. Er beginnt damit, wie es zu seiner Reise nach Outremer kam, was er dann dort erlebte und im zweiten Teil des Buches, seine Heimkehr und sein Kampf um sein Erbe. Dadurch, dass die Geschichte in der Rückblende erzählt wird, ist natürlich klar, dass Jaufré überlebt hat, aber es mindert in keinem Fall die Spannung des Buches. Im Gegenteil. Ausführlich schildert Schiewe zunächst die Ereignisse im Heiligen Land, von den Kreuzzügen und der Grausamkeit des Krieges. Krieg ist immer furchtbar und hier wird nichts verschwiegen. Aber genauso wurden auch Freundschaften und Bündnisse geschlossen. Ab und an schweift Jaufré in seinen Erzählungen auch mal ab. So sind zum Beispiel seine Gespräche mit seiner Tochter sehr weitläufig, er holt hier noch weiter aus und erzählt eben aus der Vergangenheit. Ich mag solche Ausschweifungen, zeigen sie doch noch mehr Seiten von dem Protagonisten und man lernt ihn eben noch besser kennen und auch verstehen.

Der zweite Teil erzählt dann von den Intrigen in der Heimat und davon wie die politischen Gegebenheiten waren. Denn auch hier kämpften die Mächtigen und Reichen des Landes um ihre Ziele. Insgesamt wurde im Vorfeld gut recherchiert und dies ist eben auch beim Lesen spürbar.

Aber nicht nur die brutalen Kämpfe werden geschildert, sondern auch viel aus dem Leben des Ritters. Seine Frauen, sein eigener Kampf mit seinem Gewissen und nicht zuletzt von seinen Kindern. Der Bastard von Tolosa ist eine gelungene Mischung aus historischem Roman mit Wissen und Fakten aus den Kreuzzügen und Liebesgeschichten. Denn auch die Frauen haben hier eine wichtige Rolle gespielt. Gerade im zweiten Teil wird dies deutlich. Seine Ehefrau Berta sorgt zum Beispiel für einiges an Heiterkeit.

Der Bastard von Tolosa ist ein gelungenes Debüt des Autors. Über mehr als 900 Seiten versteht er es, seine Leser zu fesseln. Jedes neue Kapitel bringt neue Spannung, auch wenn vielleicht das eine oder andere vorhersehbar war und dem Leser ziemlich schnell klar sein dürfte, was das Rätsel um die Herkunft von Jaufré betrifft, macht es einfach Spaß in diesem opulenten Schmöker zu versinken. Am Ende klärt ein Nachwort noch kurz Fiktion und Wahrheit und eine kleine Karte vorn im Buch sorgt dafür, dass der Leser genau weiß, wo sich die Protagonisten aufhalten. Außerdem gibt es ein Personenregister der historisch belegten Charaktere. Und wer jetzt noch nicht genug von dieser Geschichte gelesen hat, kann gleich mit dem nächsten Teil starten, denn hier handelt es sich um eine Trilogie.

 

Der Bastard von Tolosa

Die Comtesa

Die Hure Babylon