Rezension

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Starke Frauen - gestern und heute

Tochter des Drachenbaums
von Susanne Aernecke

Bewertet mit 4.5 Sternen

Die Laborärztin Romy, eine kletterbegeisterte Laborärztin, begibt sich allein auf Klettertour, um Abstand zu gewinnen in ihrer Sorge um ihre Freundin Thea, die an Krebs erkrankt ist. Während ihrer ungesicherten Kletterpartie wird sie von einer Panikattacke erfasst und stürzt ab.

 

Über 500 Jahre vorher hat auf der Kanareninsel La Palma eine Hohepriesterin während eines Rituals eine Vision, die auf sie so entsetzlich wirkt, dass sie stirbt. Die Sterbende kann noch die 17jährige Iriomé als ihre Nachfolgerin bestimmen und vertraut ihr das Geheimnis eines Pilzes an, der den Benutzer in andere Zeiten sehen lässt, gleichzeitig aber auch eine außergewöhnliche heilende Wirkung entfaltet.

 

Romy, die während ihrer Bewusstlosigkeit nach dem Sturz genau diese Szenen erlebt, wacht vollkommen unverletzt auf. Um dieser Sache auf den Grund zu gehen und inspiriert durch ihren Traum begibt sie sich gemeinsam mit ihrer Freundin Thea nach La Palma. Dort findet sie den Pilz, der auch in ihrem Traum eine große Rolle spielte. Sie möchte das Heilmittel gerne der Menschheit zugänglich machen und forscht, wieder zu Hause, an Möglichkeiten der Realisierung. Kurz darauf hat sie allerdings einen großen Pharmakonzern im Nacken, der ihr den Pilz abjagen möchte, gleichzeitig aber ganz andere Interessen damit verfolgt, als Romy eigentlich beabsichtigt.

 

Immer wieder gerät Romy in Visionen in die Vergangenheit und erlebt, wie Iriomé ebenfalls wegen des Pilzes von der Inquisition verfolgt wird. Das Schicksal beider Frauen ist durch den Pilz verbunden und weist viele Parallelen auf, nicht zuletzt auch durch die Männer, in die sich beide Frauen in ihrer jeweiligen Zeit verlieben, denen sie aber nicht so ohne weiteres vertrauen können.

 

Susanne Aernecke verwebt zwei ähnliche Schicksale aus unterschiedlichen Zeiten miteinander und liefert damit eine flüssige und stimmige Lektüre. Der historische Teil (Iriomé) hebt sich allerdings deutlich heraus, da meines Erachtens Iriomé die stärkere der beiden Frauen ist. Der Teil der Gegenwart (Romy) bleibt samt seiner Protagonistin etwas blass, da diese teilweise recht naiv und unlogisch agiert und ein Thriller-Feeling nicht so recht aufkommen will. Dennoch ein lesenswertes Buch, das vielleicht von der Thematik (zwei verknüpfte Frauenschicksale in unterschiedlichen Zeiten) an bereits bestehende Literatur erinnert. Die beiden Handlungsstränge werden zum Schluss gut zusammengeführt und man kann gespannt sein, wie es in Band 2 weitergehen wird.

 

Weiterhin sind die Landschaftsbeschreibungen als positiv zu erwähnen. Sie nehmen den Leser mit auf die Reise, wecken ein wenig Fernweh und weisen auf die besondere Beziehung der Autorin zu dieser Insel hin.