Rezension

Spannend war es

Der Heimweg - Sebastian Fitzek

Der Heimweg
von Sebastian Fitzek

Bewertet mit 4 Sternen

Nach langen Jahren habe ich Mal wieder einen Fitzek gelesen. Spannend war es allemal, ein PsychoThriller war es ebenfalls, heftig, heftig, so manch eine beschriebene Szene. Aber mir war ja klar, dass es keine Liebesgeschichte ist .

Der Klappentext und der Titel bringen nicht ganz das Geschehen herüber. Um was geht es ? Tatsächlich, es beginnt Klara, die alleine unterwegs ist und die mit Jules vom Begleit-Telefon-Service telefoniert. Doch es ist eigentlich vielmehr der Tag, um den es geht. Ein besonderer Tag für Klara. Es soll, laut dem Blut auf der Schlafzimmerwand, ihr letzter Tag werden. Der Kalendermörder, der schon drei Frauen ermordet hat, hat nun sie auf dem Zielschirm. Klara flieht und Jules begleitet ihren Weg am Telefon, die beiden unterhalten sich und nach und nach kommt der Grund heraus, warum Klara das nächste Opfer sein soll. Klara wird seit Jahren von ihrem Ehemann nicht nur geschlagen und missbraucht, die Abgründe gehen viel tiefer. Und der Kalendermörder hatte ihr dieses Datum genannt, bis zu dem sie entweder ihren Ehemann loswerden soll, um sich zu retten.

Fitzeks Erzählstil mit zwei wechselnden Figuren und damit wechselnden Szenen, oft mit spannenden Cliffhängern sorgen dafür, dass man schnell durch das Buch fliegen kann. Der Plot ist auch sehr actionreich und dynamisch. Es kommen auch eigentlich nicht so viele Figuren darin vor, so dass man denkt, man hat den Überblick. Doch Fitzek überrascht den Leser am Ende und bringt einen weiteren Kick mit ins Spiel. Allerdings - und hier kommt mein aber - ist für mich das Verhalten nicht von allen Figuren am Ende schlüssig bzw realistisch geklärt. Ich weiß, dass es dies "nur" eine Geschichte und keine Realität ist, aber es hinterlässt doch am Ende einen leichten Nachgeschmack, dass nicht alles für mich zufriedenstellend gelöst wurde. Ansonsten aber: Nervenkitzel und Spannung war im ausreichenden Maß vorhanden. Meine Tochter hat das Buch anschließend an einem Tag ausglesen und war ohne Einschränkungen begeistert, vielleicht sollte man nicht zu viel analysieren oder darüber nachdenken, sondern es nur als Story betrachten, eine reine fiktive Geschichte, ohne Anspruch auf 100% Realität. Darauf verweist auch Fitzek in seinem Nachwort.

Als Triggerwarnung sollte man wohl darauf hinweisen, dass es hier viel um häusliche Gewalt, aber auch sehr brutale Szenen gibt, in denen Frauen wehrlose Opfer sind. Es ist aber auch ein Thriller. Ich empfand diese Stellen auch nicht als leicht zu lesen, aber ich empfinde sie als ein Mittel, um auch auf reale Missbräuche in Ehen oder von Männern allgemein an Frauen hinzuweisen. Um den Finger darauf zu legen, wie verfangen, wie wehrlos, wie zu sehr in diesem feinen Netz an Gewalt, Abhängigkeit und Erniedrigung die Frauen sich verfangen haben, so dass es schwer für sie ist, sich daraus zu befreien. Vielleicht hat man als Leser nach der Lektüre ein wachsameres Auge auf Menschen in seinem Umfeld, um Warnsignale zu entdecken.