Rezension

Nervenaufreibender, fesselnder und beklemmender Psychothriller

Der Heimweg - Sebastian Fitzek

Der Heimweg
von Sebastian Fitzek

Bewertet mit 5 Sternen

Jules übernimmt an einem Samstagabend den ehrenamtlichen Dienst am Heimweg-Telefon, einem Service für Menschen, die sich nachts auf ihrem Heimweg alleine unwohl fühlen.
Seine erste Anruferin ist Klara, die glaubt, von einem Mann verfolgt zu werden, der der Kalender-Killer sein könnte. Er hat mit Blut das Datum ihres Todestags an die Wand im Schlafzimmer gemalt und dieser Tag beginnt in Kürze. Ist jetzt auch Jules in Gefahr, weil sich Klara ihm anvertraut hat? Oder ist alles doch ganz anders?

Gleich mit dem Prolog zu diesem Psychothriller ist man innerhalb weniger Seiten von Null auf Hundert und bekommt einen Eindruck, was den Leser im Verlauf der Story noch erwarten könnte.
Im Verlauf des Gesprächs erfährt Jules eine Menge über Klara. Sie erzählt ihm immer wieder, was sie in ihrem Leben schon alles erleiden musste.
Und da wird es gleich sehr nervenaufreibend, denn das Thema ist hier häusliche und sexuelle Gewalt sowie psychische Manipulation der übelsten Art. Fitzek scheut sich hier nicht, einige Gewaltdarstellungen sehr detailliert zu beschreiben. Der Einblick in die Abgründe von Menschen, die Spaß daran haben, andere zu quälen und ihnen Schmerzen zuzufügen, hat mich schon schockiert.

Die Handlung wird wechselnd aus Jules und Klaras Sicht erzählt und 69 recht kurze Kapitel verleihen der Handlung ein rasantes Tempo, so dass sich das Buch für mich schnell zum Pageturner entwickelt hat.
Stück für Stück setzen sich hier Puzzleteile zusammen und ich bekam eine Idee, wohin es führen könnte. Aber weit gefehlt, denn oft ist alles ganz anders als es scheint. Es gibt Wendungen, neue Erkenntnisse und das alles in einem unglaublich hohen Tempo mit dem man beim Lesen quasi durch die Nacht jagt.
Je mehr ich über Klara und ihr Schicksal erfuhr, desto mehr fragte ich mich, warum sie ihren sadistischen Mann nicht einfach verlässt. Aber auch darauf gibt Fitzek eine Antwort.

Die Stimmung bzw. Atmosphäre habe ich durch die ganze Handlung als sehr beklemmend empfunden. Ich habe förmlich mit Klara mitgezittert und spürte ihre Angst auf jeder Seite. Die Geschichte hat einen ziemlichen Sog auf mich ausgeübt und ich habe das Buch in kurzer Zeit durchgelesen, völlig gefesselt von dem, was ich da zu lesen bekam.

Ob das alles so in der Realität passieren könnte oder eher an den Haaren herbei gezogen ist, kann und will ich nicht beurteilen. Es ist ein Roman und Fiktion, aber alleine der Gedanke daran, dass es solche Menschen geben könnte, schockiert schon sehr.
Der Grundgedanke des Heimweg-Telefons, das es in der Realität ja gibt, hat mir gut gefallen. Es ist sicher beruhigend, wenn man alleine nachts unterwegs ist, jemanden am Telefon zu haben und sich so nicht alleine zu fühlen. Außerdem kann so, wenn nötig, schnell Hilfe angefordert werden.
 
Die Geschichte ist sicher nichts für schwache Nerven und abends alleine sollte man sie als Frau vielleicht auch nicht lesen. Aber Sebastian Fitzek hat mir mit „Der Heimweg“ sehr fesselnde, spannende, aber auch nervenaufreibende Lesestunden beschert!

Fazit: 5 von 5 Sternen

 

© Fanti2412