Rezension

Sonnenberg, Brittani - Heimflug

Heimflug - Brittani Sonnenberg

Heimflug
von Brittani Sonnenberg

Bewertet mit 4 Sternen

Der Roman "Heimflug" fängt raffiniert an: es wird aus der Sicht des Familienhauses berichtet, was einen völlig neuen Blickwinkel der Wahrnehmung eröffnete. Die Kapiteln am Anfang der Geschichte haben mich absolut überzeugt. Diese Art in einer Handlung einzusteigen ist mir so noch nie so begegnet. Mit großem Genuss habe ich entdeckt, wie ein Haus personifiziert werden kann, und seine Gefühle, Eindrücke über die Familie, die in ihm lebt, über die Gedanken der Bewohner weiter gibt. Ich empfand die Erzählung des Hauses über die Bewohner eindringlich und sehr emotional. Was die Emotionalität oder Ausleben von Gefühlen betrifft, dies habe ich im späterem Verlauf, als es um die Sicht der Beteiligenden ging, eher vermisst.
Weiterhin wurde die Geschichte überwiegend aus der Sicht eines Beobachters erzählt. Doch den Anfang wollte ich besonders hervorheben, denn mir persönlich hat dieser Teil des Romans am meisten gefallen.

Es wird eine Familiengeschichte erzählt, eigentlich in erster Linie der Tochter von Ada, Elisa. Sie wird zu der Hauptprotagonistin des Romans, mit Einblicken in die Vergangenheit, Ausflügen in Gegenwart: so wie die zeitlichen Angaben sich abwechselten, so wechselten sich auch die Aufenthaltsorte ab. Über die Kapiteln gab es übersichtliche Angaben, in welchem Land und zu welcher Zeit der Leser sich gerade in der Geschichte der Familie aufhielt. In einem sehr gutem Stil, der eher von ruhigen, nachdenklichen und poetischen Tönen beherrscht wird, gleitet die Autorin über die Geschichte der Protagonisten: Elisas, ihres Mannes Chris, ihrer Töchter. Die Gesamtstimmung des Romans ist gedämpft, wirkt irgendwie hoffnungslos, betont gefühllos, doch mit verborgenen Schmerz der Schicksalsschläge, die die Protagonisten erleben mussten, der auch für den Leser immer präsent ist und hintergründig spürbar ist. Alles in allem ein lesenswertes Buch, ganz besonders für die Leser, die eine ungewöhnliche Erzählart vorziehen.