Rezension

Solide Geschichte, leider nicht ganz überzeugend...

Heinz Labensky - und seine Sicht auf die Dinge -

Heinz Labensky - und seine Sicht auf die Dinge
von Anja Tsokos

Bewertet mit 4 Sternen

Handlung
Heinz Labensky lebt in einem Seniorenheim in Erfurt und sitzt seine Zeit ab. Der Alltag ist geprägt von bekannten Vorgängen und es gibt keine Überraschungen für ihn. Bis eines Tages ein Brief aus Warnemünde für den Rentner ankommt. Darin wird von seiner besten Freundin und großen Jugendliebe Rita gesprochen, die irgendwann einfach verschwunden ist und an die Heinz Labensky bisher an jedem Tag seines Lebens gedacht hat. Und nun bietet sich die Möglichkeit, das Mysterium aufzulösen. Kurzerhand steigt er in einen Flixbus Richtung Küste und möchte dem Brief und der Absenderin auf der Spur gehen. Auf der Fahrt trifft er verschiedene Mitfahrende, denen er nach und nach seine Vergangenheit erzählt. Es folgen haarsträubende Geschichten, in denen Heinz Labensky fantasievoll aufzeigt, an was für wichtigen geschichtlichen Ereignissen er beteiligt war...

Meinung
Ich hatte bei der Buchmesse ein Interview mit Michael Tsokos besucht und danach war ich absolut angefixt und so froh, dass ich das Buch bereits besitze und ich habe mich sehr aufs Lesen gefreut. Und voller Enthusiasmus habe ich die Geschichte schließlich begonnen und es ging wahrlich echt gut los. Mit der Sprache konnte ich mich ohne Probleme anfreunden, ich bin sofort sehr flott mit dem Lesen vorangekommen und ich mag es, wie bildhaft die Situationen geschildert sind. Sowohl die Figuren, als auch die Handlungsorte konnte ich mir gut vorstellen und ich war sehr gespannt darauf, wie der Fortgang der Story wohl aussehen mag.
Zudem bin ich sehr begeistert von dem mitreißenden Humor, der vielen Momenten beigefügt wurde. Dieser hat mich vollkommen gepackt, er hat meinen Geschmack getroffen und immer wieder dafür gesorgt, dass ich schmunzeln musste und mich gut unterhalten gefühlt habe.

Ich lese unglaublich gerne Romane mit historischem Hintergrund. Der ja auch bei diesem Buch vorhanden ist. Allerdings habe ich bislang um die DDR-Geschichte in den meisten Fällen einen Bogen gemacht, diese Zeit ist nicht so ganz meins, ich bevorzuge die Epochen davor. Und das war einer der Punkte, mit denen ich mich ein ein wenig schwer getan habe. Die Zeit war zwar durchaus interessant geschildert, aber der Funke ist nicht ganz auf mich übergesprungen. Zeitweise dachte ich mir, dass es vielleicht daran liegt, dass ich die Zeit selbst nicht miterlebt habe und ich sie nur aus Erzählungen, Büchern und Filmen kenne. Ich denke, wenn man da mehr Hintergrundwissen besitzt, ist die Geschichte rundum spannend und interessant.

Zudem gab es für meinen Geschmack immer mal wieder ein paar Längen. Es gibt ein Ungleichgewicht zwischen zu vielen und zu wenigen Infos, mal wird eine Situation ein bisschen zu deutlich geschildert, dann werden in einem Nebensatz mal ein paar Jahre übersprungen, zu denen man dann gar nichts erfährt. Das hält sich nicht so wirklich die Waage und wirkt unrund.

Obwohl ich irgendwann ab der Mitte des Buches bereits einen Gedanken dazu hatte, wie die Geschichte wohl enden mag und wie ein möglicher Ausgang von Heinz Labenskys Reise aussehen könnte, finde ich doch, dass immer ein Hauch von Spannung vorhanden ist und sich erst auf den vielleicht letzten 50 Seiten dann so richtig abzeichnet, wie der Roman enden wird. Das fand ich echt gut, zumal man gerade auf den letzten Seiten einen starken Blick auf den Hauptprotagonisten Heinz Labensky erhalten hat, ich finde, hier wird er am stärksten greifbar und macht eine enorme Wandlung durch. Damit hatte ich null gerechnet und das hat nochmal viele Pluspunkte gebracht.

Fazit
Okay, bei dem Roman haben sich immer Momente abgewechselt, in denen ich entweder vollkommen überzeugt wurde oder sich die Ereignisse ein bisschen gezogen haben. Was mich echt traurig macht, da ich viele Erwartungen an die Geschichte hatte und vorab bereits so ein paar, durchweg positive Meinungen zum Buch gelesen habe. Und einerseits verstehe ich es vollkommen, wenn die Leser so begeistert von Heinz Labensky sind, gleichzeitig habe ich das Gefühl, dass mir einfach der Bezug zu der Handlungszeit fehlt und ich mich da nicht so richtig reinfühlen kann. Es gibt zahlreiche positive Aspekte, angefangen bei der Sprache, dem Humor oder auch der Vielfalt des Buches. Aber leider gibt es auch ein paar Punkte, die für mich nicht ganz rund waren und dazu geführt haben, dass mich der Roman leider nicht so begeistern konnte, wie ich es erhofft und auch erwartet habe. Man kann das Buch gut lesen, es ist im Grunde sehr solide, aber leider kein Highlight geworden