Rezension

Schwarzer Schmetterling

Schwarzer Schmetterling - Bernard Minier

Schwarzer Schmetterling
von Bernard Minier

Bewertet mit 5 Sternen

*** Inhalt ***
Ein verstörender Alptraum wird Realität.
Eisiger Winter in den französischen Pyrenäen.
Ein abgeschiedenes Dorf.
Eine geschlossene Anstalt und ein hochintelligenter Psychopath mit einem teuflischen Plan.

*** Meine Meinung ***
Bei diesem Buch fällt es mir schwer eine Rezi zu schreiben, weil ich dem Buch unbedingt gerecht werden will.
Fangen wir mal mit den Figuren an. Die beiden Hauptcharaktere Commandant Servaz und die junge Anstaltspsychologin Diane Berg werden sehr lebendig und authentisch dargestellt. Sie besitzen ihre Ecken und Kanten, Stärken, Schwächen und Ängste und man bekommt auch Einblicke in ihr Privatleben, was sie umso lebensnaher rüber kommen lässt. Auch die anderen Figuren werden lebensecht vom Autor präsentiert und man nimmt den Figuren ihre Rollen ab. Es gab keinen Moment, in dem ich „Was für ein Schmarrn, so was würde niemand tun“ dachte. Denn es passte zu dem Charakter, auch wenn ich die Handlung an sich nicht unbedingt verstand.
Mit diesen lebendigen Charakteren lässt sich natürlich auch die Spannung sehr gut aufbauen. Diese beginnt sofort bei der Lektüre und es ist einfach unglaublich, sie wird im Laufe der über 680 Seiten nach und nach gesteigert. Ich dachte zu Beginn, dass es bestimmt Längen auf dieser Anzahl von Seiten geben wird, doch weit gefehlt. Zuerst werden immer mehr Puzzleteile „geliefert“, die aber nicht zusammen passen und die mich ziemlich ratlos stehen ließen, was meine Neugier immer mehr entfachte. Dann kamen diese ätzenden Commandant-Kommentare in der Art „Oh, jetzt habe ich einen Geistesblitz“ und der Leser bleibt mit einem Cliffhanger zurück, weil die Handlung nun wieder zum 2. Handlungsstrang wechselt. Das hat mich kirre gemacht, weil ich endlich wissen wollte, wer nun mit wem und warum und überhaupt.
Der Wechsel zwischen den beiden Handlungssträngen ist sehr gelungen und ich fand es äußerst interessant, wie Minier diese beiden mit einander verwoben hat. Es ergab sich zum Schluss ein Gesamtbild, welches Überraschungen bot und stellenweise doch meine Vermutungen und Skepsis bestätigte. Aber da will ich jetzt nicht näher drauf eingehen, weil ich sonst zu viel verraten würde.
Miniers Schreibweise ist sehr angenehm zu lesen und selbst schwierigere Zusammenhänge kann er auf Grund seiner detailreichen Schreibweise sehr plastisch und gut vorstellbar präsentieren. Das lässt auch ekligere Passagen für zartere Gemüter lesbar werden, denn in solchen Momenten ist Miniers Stil sachlich und nicht reißerisch. An anderen Stellen beschreibt er recht ausschweifend, was allerdings der Spannung keinen Abbruch tut, sondern diese eher noch steigert, weil der Leser tiefer in die Geschichte eintaucht. Was mich stellenweise ein wenig störte, waren die Fachbegriffe, die er verwandte - sei es bei einer Obduktion oder bei Szenen in der psychiatrischen Anstalt. Dies dürfte für Thriller-Anfänger und medizinisch uninteressierte schwieriger zu verstehen sein. Doch dies rechtfertigt keinen Sternabzug.
Der eigentliche Fall wird in diesem Buch gelöst, was ich sehr begrüße, denn ich finde nichts schlimmer, als wenn ein Fall nicht abgeschlossen wird oder der Leser danach einfach stehen gelassen wird. Es gibt ein wirkliches Ende, doch die Handlung bietet auch noch Stoff für einen Nachfolgeband - sei es in persönlicher Hinsicht der Hauptcharaktere oder in Fall-tangierender Hinsicht.

Ich vergebe gern volle Punktzahl.