Rezension

Etwas gepflegtes Gruseln geht immer …

Schwarzer Schmetterling - Bernard Minier

Schwarzer Schmetterling
von Bernard Minier

Bewertet mit 4 Sternen

Es ist Winter, der in den französischen Pyrenäen oft besonders hart ist. In dem kleinen Ort Saint-Martin kennen die Bewohner die Widrigkeiten des Wetters und auch an die nahe gelegene psychiatrische Anstalt hat man sich gewöhnt. Eines Morgens finden die Arbeiter an einer Seilbahnstation einen grauenvoll inszenierten Kadaver eines Pferdes. Im leicht nebligen Licht des Morgens ähnelt er auf den ersten Blick einem riesigen, schwarzen Schmetterling. Commandant Servaz von der Mordkommission Toulouse bekommt den Fall auf den Schreibtisch, denn das getötete Pferd gehörte einem bekannten Multimillionär. Seine Eifer hält sich vorerst in Grenzen…

Die junge schweizerische Psychologin Diane Berg ist immer noch auf der Suche nach ausreichend Berufserfahrung und Herausforderung. Auf Vermittlung ihres Doktorvaters nimmt sie eine Stelle im Institut Wargnier in Frankreich an. Am Fuße der Pyrenäen werden dort  schwer gestörte Mörder und Triebtäter behandelt. Grundsätzlich sicher eine Traumstelle für eine junge Psychologin, allerdings läuft hier manches etwas anders.

Menschenversuche

Eindrücklich schildert der Autor, wie eine Behandlung im Institut Wargnier abläuft. Mit Menschenwürde und Verantwortung hat das nicht mehr viel zu tun. Aber mit all den Drogen und Psychopharmaka, die dort benutzt werden lässt sich viel Geld machen. Die Häftlinge haben keine Lobby und können so kostenlos und risikofrei als menschliche Versuchskaninchen benutzt werden. So bekommt man gleich doppelt Geld für sie - einmal legal als Patient, einmal illegal als Proband.

Alptraum

Schnell stellt sie fest, dass der Anstaltsleiter Xavier seine Patienten mehr unter Drogen setzt, als dass er sie behandelt. Dianas Therapieansatz ist ein ganz anderer, außerdem fällt ihr auf, dass es die Medikamente eigentlich noch gar nicht geben kann. Das alles macht sie jetzt nicht wirklich beliebter bei ihrem neuen Arbeitgeber. Schnell fühlt sie sich einsam in dem alten Gemäuer. Misstrauische Kollegen innerhalb des Institutes,sowie Eis und Schnee draußen schränken ihre Beweglichkeit erheblich ein.

Kammerspiel

Auch hier schafft Bernard Minier es die Wetter - und Landschaftsbedingungen so zu schildern, dass man sich als Leser fühlt, als wäre man selber in der kargen Pyrenäenlandschaft gestrandet. Die Abgeschiedenheit und die Einsamkeit legen sich beinahe auch ein bisschen auf mein Gemüt. Gerade in diesen leicht bedrückenden Szenen sehe ich viel Ähnlichkeiten mit Jean-Christophe Grangé. Wobei eine winterliche Gebirgsszenerie, die wie ein Kammerspiel wirkt, jetzt auch nicht wirklich neu ist - aber sie ist eben immer noch gut :-) Das Rad kann und muss ja nicht immer neu erfunden werden.

Grauen

Als die genaue Untersuchung eines frisch gefundenen Tierkdavaers zeigt, dass der Täter eigentlich im Institut Wargnier gut verwahrt und bewacht einsitzen soll, nimmt das Grauen immer weiter seinen Lauf und das Tempo zieht an. Schnell ändert sich Commandant Servaz Arbeitseifer, als die ersten menschlichen Opfer in Spiel kommen. Er und sein Team verfolgen alle möglichen Ermittlungsansätze, was die üblichen Irrtümer natürlich mit einschließt. Aber wie kann ein schwer bewachter, verurteilter Täter diese Morde begangen haben?

Bauchgefühl

Commandant Servaz selbst ist ein eher ruhiger, gelassener Zeitgenosse und bleibt vergleichsweise gelassen. Weder von übereifrigen Vorgesetzten noch von anderen Unwägbarkeiten lässt er sich aus der Ruhe bringen.  Er “herrscht” über seine kleine, bunt gemischte Truppe, hält alle Fäden in der Hand und hört im Zweifelsfall immer mehr auf seinen Bauch, als auf die Kollegen. Seine Vorliebe für lateinische Sinnsprüche und Musik von Gustav Mahler lassen ihn dann doch ein bisschen menschlicher wirken.

Mein Fazit:

Schwarzer Schmetterling von Bernard Minier ist ein Thriller ganz nach meinem Geschmack. Viele kleine und große Geheimnisse, ein charismatischer Psychopath und ein cooler Ermittler in einer grandiosen Landschaft lassen die Seiten nur so dahin fliegen. Ich freue mich schon auf den zweiten Band mit Commandant Servaz.