Rezension

Schöne Weihnachtsgeschichte

Kleines Hundeherz sucht großes Glück - Petra Schier

Kleines Hundeherz sucht großes Glück
von Petra Schier

Bewertet mit 5 Sternen

„...Immerhin sind wir alle ziemlich sicher, dass du Noah bereits am Haken hast. Jetzt musst du dir Angelschnur nur noch einholen...“

 

Santa Claus hat zwei schwierige Aufgaben bis Weihnachten zu lösen. Für den kleinen Hund Amor wird ein neues Zuhause gesucht. Und dann hat ihn die Erinnerungssoftware den Wunschzettel eines 8jährigen Jungen gezeigt. Er wünschte sich eine liebevolle Familie. Mittlerweile ist der „Junge“ allerdings 35 Jahre alt und arbeitet als Streetworker.

Lidia arbeitet im Elektrounternehmen ihres Vaters Aaron Rosenberg und ist noch ledig. Die Verkupplungsversuche ihrer Mutter waren bisher erfolglos. Als in der Sozialstation die Köchin ausfällt, bietet Lidia an, in ihrer Freizeit auszuhelfen. Dort trifft sie auf Noah. Der kann zwar ausgezeichnet mit den Jugendlichen umgehen, verhält sich aber gegenüber Lidia sehr distanziert.

Die Autorin hat eine schöne und berührende Weihnachtsgeschichte geschrieben. Das Buch lässt sich zügig lesen. Das liegt am angenehmen Schriftstil und der abwechslungsreichen Handlung. Die nämlich spielt nicht nur in der Realität, sondern auch im Reiche von Santa Claus. Er und seine Elfen sind diejenigen, die die Fäden ziehen. Mittel zum Zweck ist der Hund Amor, der die Elfen, die dienstbaren Geister von Santa, nicht nur sieht, sondern auch versteht.

Im Mittelpunkt stehen Lidia und Noah. Sehr schnell ist zu spüren, wie es zwischen beiden knistert. Während Lidia vorurteilsfrei Noah gegenübertritt, steht Noah seine Vergangenheit im Weg. Eine drogenabhängige Mutter und ein gewalttätiger Vater, der dem Alkohol zusprach, prägten seine Kindheit. Er hat es geschafft sich aus eigener Kraft ein neues Leben aufzubauen und ein Studium absolviert. Er ist aber nie die Angst losgeworden, genetisch vorbelastet zu sein.

Der Schreibstil des Romans ist zum Teil ernst, andererseits voller Humor und Leichtigkeit. Letzteres zeigt sich besonders in den Gesprächen von Lidia mit ihren Freunden und Geschwistern. Obiges Zitat ist ein Beispiel dafür. Ganz anders sind die Dialoge, die Lidias Vater mit Noah führt. Hier dominiert eine sachliche Gesprächsführung. Dabei begegnet Aaron Rosenbaum Noah stets auf Augenhöhe. Er beweist ein hohes Einfühlungsvermögen. Sehr gut herausgearbeitet wird Noahs innere Zerrissenheit. Er will keine Nähe zulassen und kann sie doch nicht verhindern. In kritischen Situationen ist Amor das Zünglein an der Waage. Ausführlich beschrieben werden die Verhältnisse in der Sozialstation. Positiv fällt auf, dass viele der Besucher gut charakterisiert werden. So werden sie als Menschen mit Stärken und Schwächen wahrgenommen und nicht nur als Sozialhilfeempfänger. Der Besuch des Weihnachtsmarktes bildet nicht nur für die Handlung, sondern auch in sprachlicher Hinsicht einen der Höhepunkt im Geschehen.

Das in Weiß gehaltene Cover mit dem kleinen Hund ist richtig süß.

Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Auf behutsame und warmherzige Weise wird gezeigt, dass Liebe stärker ist als Selbsttäuschung und Selbstschutz, um Noahs Worte zu verwenden.