Rezension

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Schicksalsroman um 2 mutige Mädchen

Die andere Seite des Himmels - Jeannette Walls

Die andere Seite des Himmels
von Jeannette Walls

Inhaltsangabe des Verlags:

„ Kalifornien 1970. Bean Holladay und ihre ältere Schwester Liz sind Teenager, als ihre geniale Mutter mal wieder von der Bildfläche verschwindet. Für die Mädchen zunächst nicht weiter beunruhigend. Sobald Probleme am Horizont auftauchen, ergreift ihre Mutter die Flucht. Doch dieses Mal scheint die Sache ernst zu sein …
Nachdem die Fürsorge bei den Mädchen auftaucht, wissen sie, dass sie sich schnellstens aus dem Staub machen müssen. Mutterseelenallein legen sie den langen Weg nach Byler, Virginia, zurück, dem Heimatort ihrer Mutter. Dort betreten sie eine Welt, die anders ist als alles, was sie bisher erlebt haben. Sie lernen ihren verschrobenen, aber liebenswerten Onkel Tinsley kennen, erfahren erstmals, dass ihre Mutter aus einer wohlhabenden Familie stammt, und erkunden staunend das familieneigene Anwesen. Bean und Liz gefällt es in ihrer neuen Umgebung, sie merken jedoch bald, dass sie in dem konservativen Ort zuweilen anecken. Und weil sie sich nichts gefallen lassen, haben sie plötzlich den mächtigsten Mann der Gemeinde gegen sich. Ein mitreißender Roman über zwei mutige Mädchen, die sich gegen die Welt der Erwachsenen auflehnen.“

 

Mein Leseeindruck:

Ich muss zugeben, dass ich mich zu Beginn an „Schloss aus Glas“ erinnert fühlte und sich das Buch deshalb etwas zäh für mich anging. Eine ähnliche Geschichte, kannte man ja schon … nur hier ist sie rein fiktional und wirkt anfangs sehr konstruiert.

 

Ab ca. Seite 100 entwickelt sich die Story aber langsam. Die beiden Mädchen leben sich auf dem Lande ein, lernen ihre Familie kennen und fühlen sich wohl in der Kleinstadt, in der die Zeit scheinbar irgendwo in den 50ern stehen geblieben ist. Aber das geregelte Leben gefällt den Mädchen, die bisher nur das unstete Leben mit ihrer durchgeknallten Hippie-Mutter kannten. Die Liebe und Zuneigung, die sie von ihrem Onkel und ihrer Tante erfahren, saugen sie wie Schwämmer in sich auf.

Sie finden Arbeit und besuchen die dortige Highschool. Erstmalig dürfen auch Schwarze die Schule besuchen, aber Vorurteile und Rassismus sind tief verankert bei den Kleinbürgern im tiefen Virginia. Plötzlich lernen sie die andere Seite des vordergründig so liebenswerten Städtchens kennen. Hier konnte ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Berührend, spannend, aufreibend und interessant ist die Geschichte um die beiden Mädchen im Alter von ca. 13 und 16 Jahren, von denen sich vor allem die jüngere Bean stark und mutig für Gerechtigkeit einsetzt: Sie wird zum Vorbild für die Bewohner des Städtchens, die sich ebenfalls gegen Unterdrückung und Ausbeutung auflehnen und so als Zeichen für eine neue Perspektive im Leben – nicht nur der beiden Protagonistinnen.

Eine schöne, gut erzählte Geschichte, die aber leider nicht ganz mit Walls Biographie „Schloss aus Glas“ verglichen werden kann und darf.