Rezension

eine wunderschön erzählte Geschichte

Die andere Seite des Himmels - Jeannette Walls

Die andere Seite des Himmels
von Jeannette Walls

Bewertet mit 5 Sternen

"Die andere Seite des Himmels " ist das zweite Buch, das ich von dieser Autorin lese und es hat mir wieder gut gefallen. Es mit dem ersten Buch "Schloss aus Glas " zu vergleichen klappt nicht, da "Schloss aus Glas " stark autobiografische Züge trug und auch ihr zweites Buch, das von ihrer Großmutter handelt, hat einen ganz anderen Hintergrund als dieses Buch.

In "Die andere Seite des Himmels" erzählt ein 12-jähriges, sehr selbstbewusstes und selbstständiges Mädchen von ihrer Mutter, einer verkappten Sängerin, die ihre Kinder Liz und Bean immer wieder alleine lässt, um mit ihrer angeblichen Karriere voranzukommen , oder auf einen Selbstfindungstrip zu gehen. Beans Schwester Liz ist 15 und die beiden Geschwister kommen nicht nur alleine gut zurecht, sondern verstehen sich auch sehr gut. Als ihre Mutter wieder unterwegs ist, um in New York eine geeignete Wohnung für die drei zu finden, lässt sie die Kinder länger als sonst allein. Die Fürsorge wird aufmerksam und das ist für Liz und Bean Anlass, sich auf den Weg nach Virginia zu machen. Dort, in Byler, einem kleinen , verschrobenen und erzkonservativen Ort, wohnt ihr Onkel Tinsley, der Bruder ihrer Mutter. Auf einem großen , aber verkommenen Anwesen lebt ihr Verwandter und für Liz und Bean ist es ein großes Abenteuer das Haus und die Umgebung zu entdecken. Onkel Tinsley lebt sehr zurückgezogen, mit den Gedanken in der Vergangenheit und auch der Zustand des Hauses zeugt davon , dass seine Frau schon länger tot ist. Bean, die nicht den gleichen Vater hat wie Liz, lernt hier nicht nur die Familie ihres Vaters kennen, sondern die Geschwister erfahren, dass ihre Mutter in einer der reichsten Familien des Ortes aufgewachsen ist. Aber die beiden machen nicht nur schöne Erfahrungen, sondern legen sich auch mit dem mächtigsten Mann des Ortes an. Aber sie haben gelernt durch ihr Leben und verschwinden nicht sofort in den nächsten Ort, wie es ihre Mutter immer gemacht hat, wenn Probleme auftreten, sondern gehen das Problem an und kämpfen für Gerechtigkeit.
Mir hat es sehr viel Spaß gemacht , die Geschichte von Liz und Bean zu lesen. Ich bin eingetaucht in die Geschichte , die Anfang der siebziger Jahre in den Südstaaten spielt und noch mit den Problemen dieser Zeit kämpft. Viele Söhne sind noch im Vietnamkrieg, der dort schon verloren scheint und die farbige Bevölkerung soll in Schulen und anderen Einrichtungen integriert werden, was nicht nur den Erwachsenen schwer fällt. Neu zugezogenen werden kritisch beäugt und da sich Liz und Bean, da ihnen das Geld fehlt, nicht im Äußeren von den Kindern des Ortes unterscheiden, werden sie als Außenseiter behandelt. Einzig bei Beans Familie finden sie Freunde. Die Beschreibungen der damaligen Zeit, die Beziehung zu ihrer Mutter und der Reifeprozess, den die beiden Mädchen mitmachen, haben mir gut gefallen. Das Buch liest sich flüssig und interessant und darum habe ich es in zwei Tagen ausgelesen. Ich fand es an keiner Stelle langweilig oder langatmig. Die Figuren der Liz und Bean haben mir sehr gut gefallen , ich fand sie mehr als gelungen, vor allem Bean, die für ihr Alter sehr reif und selbstbewusst dargestellt wurde.

Wenn sie keine Vergleiche zu ihren vorangegangenen Büchern stellen und "Die andere Seite des Himmels" als eigenständiges Buch sehen, dass es ja auch ist, es hat nämlich nichts mit Jeannette Walls Familie zu tun, werden sie sicher Spaß beim Lesen haben.
Ich kann das Buch jedenfalls empfehlen.