Rezension

Dritter Roman von Jeannette Walls

Die andere Seite des Himmels - Jeannette Walls

Die andere Seite des Himmels
von Jeannette Walls

Jean, genannt Bean, und ihre ältere Schwester Liz leben mit ihrer alleinerziehenden Mutter mal hier, mal da. Die Mutter träumt von der großen Karriere und geht ihren Chancen nach, und wenn irgendwo Schwierigkeiten auftauchen oder die Schulden zu hoch werden, zieht die kleine Familie weiter. Die beiden Mädchen sind sehr selbstständig und kommen gut auch einige Tage allein zurecht, doch als die Mutter für längere Zeit verschwindet und sich das Jugendamt anmeldet, machen sie sich auf den langen Weg zu ihrem einzigen Verwandten. Der Eigenbrötler Onkel Tinsley nimmt sie auf und sie erfahren vieles über die Herkunft ihrer Mutter. Gerade als sie sich in der Kleinstadt einzuleben beginnen, entsteht ein großes Problem. Sollen sie wieder fortziehen oder versuchen, sich dem zu stellen?

Das Buch spielt 1970 in Amerika, und die verordnete Aufhebung der Rassentrennung wie auch der Vietnamkrieg spielen eine Rolle. Am wichtigsten ist jedoch die Frage an den Einzelnen, wie er sich zu Ungerechtigkeit stellt. Der Originaltitel  "The Silver Star" spielt auf die Tapferkeitsmedaille an, die Beans Vater erhalten hat; auch außerhalb des Krieges ist Zivilcourage gefragt. 

Die Autorin Jeannette Walls wurde bekannt durch ihre Autobiographie "Schloss aus Glas"; ihr zweites Buch "Ein ungezähmtes Leben" schildert das Leben ihrer Großmutter. Dieses ist wohl ein rein fiktives Werk, obwohl die Figur der Mutter viele Ähnlichkeiten mit Jeannettes Mutter aufweist und auch sie nach langem Herumziehen das Seßhaftwerden in einer Kleinstadt erlebt hat. Dieses eigene Erleben eines ähnlichen Schicksals sorgt für eine glaubhafte Schilderung der Charaktere, die alle nicht perfekt sind, aber gerade deswegen zur Identifikation taugen.