Rezension

Rasanter Krimi

Deserteure: Österreich Krimi - Roland Zingerle

Deserteure: Österreich Krimi
von Roland Zingerle

Bewertet mit 5 Sternen

Ein Mann irrt durch die Nacht. Er kann sich an nichts mehr erinnern. Erst nachdem er im Verkaufsraum einer Tankstelle einen Cappuccino getrunken hat, wird ein Schalter in seinem Kopf umgelegt.

Barbara Stromberger ist Journalistin beim Kärtner Tagesspiegel in Klagenfurt und immer für eine mitreißende Story zu haben. Genau die ahnt sie, als Ernst Vogt in der Redaktion erscheint. In der Zeitung wurde das Bild eines Unfallopfers veröffentlicht. Vogt glaubt, in ihm Heinz Fössl erkannt zu haben, obwohl ein andere Name darunter stand. Heinz Fössl aber gilt als tot. Er war vor 20 Jahren UN-Soldat und ist von den Golanhöhen nie zurückgekommen. Allerdings wurde auch seine Leiche nie gefunden, nur die des Offiziers und seines Stellvertreters. Für deren Tod aber wurde Ernst Vogt zu 18 Jahren Haft verurteilt, obwohl e r seine Unschuld beteuerte. Nun sieht er eine Chance für seine Rehabilitation.

Der Autor hat einen fesselnden Krimi geschrieben. Die Geschichte wurde raffiniert konstruiert und hat mich deshalb schnell in seinen Bann gezogen.

Für ihre Recherche braucht Barbara einen Privatdetektiv. Sie wendet sich an Hubert Pogatschnig. Er arbeitet zwar wieder als Bierfahrer, weil seine Detektivfirma pleite ist. Sein Büro kann er erst später kündigen. Er ist bereit, sich um Informationen für Barbara zu kümmern. Sie versteht es geschickt, dass so einzurichten, dass Hubert auf Bezahlung verzichtet.

Zusammen mit Fössl waren damals 4 Soldaten verschwunden. Vogt glaubt nun, dass auch die anderen noch leben und will sie finden.

Die Personen werden gut charakterisiert. Hubert verbeißt sich in den Fall und vernachlässigt sein Privatleben. Das gefällt seiner Freundin nicht. Auch Ludwig, sein Freund, fühlt sich ausgenutzt.

Der Sprachstil lässt sich angenehm lesen. Das wird dadurch unterstützt, dass die Kapitel in weitere kurze Abschnitte eingeteilt werden, die mit Tag, Uhrzeit und Ort versehen sind. Handlungsorte und Personen wechseln schnell. Ab und an findet sich ein sehr trockener Humor, der nicht nur durch Worte, sondern auch durch den Handlungsablauf impliziert wird. Der Spannungsbogen wird durch sprachliche Stilmittel hochgehalten. Die vier Verschollenen dürften ihre Namen geändert haben. Zwei tauchen im Buch auf. Einer räumt hinter sich auf, ein anderer fühlt sich betrogen. Sein Ziel wird am Ende der Geschichte deutlich. Das heißt, dass ich als Leser oft nicht weiß, wer gerade am Agieren ist. Stimmt Vogts Darstellung der Ereignisse? Sie müssen notgedrungen unvollständig sein, denn er kam erst an den Ort des Geschehens, als alles gelaufen war. Was aber ist wirklich passiert? Genau die Fragen treiben Hubert und Barbara an und sorgen im privaten Bereich für zusätzliche Verwicklungen.

Das Cover in Brauntönen zeigt für mich, dass da langsam Licht ins Dunkel kommt.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Neben der spannenden Handlung sorgt dafür auch das geschickt eingebundenen Lokalkolorit.