Rezension

Projekt *Frozen Time* lässt einen tatsächlich frösteln ... *

Frozen Time - Katrin Lankers

Frozen Time
von Katrin Lankers

Bewertet mit 4 Sternen

Knapp 300 Seiten umfasst Katrin Lankers aktueller Jugendroman "Frozen Time“. Es handelt sich um ein in sich abgeschlossenes Jugendbuch aus dem Bereich Dystopie, sprich um eine fiktionale, in der Zukunft spielende Erzählung. Empfohlen wird das Buch ab einem Lesealter von ca. 12 Jahren.

Das Cover:

Eisgrau mit großem pinken Schriftzug, die graue Eisschicht ist leicht angetaut, zerbrochen – dahinter schaut ein trauriges Mädchen mit kurzem dunklem Haar hervor, sie wirkt traurig, verweint, ihr Augen Make-up ist verschmiert und auf ihrem Gesicht sind dunkle Schattierungen.  

Klappentext:

Als die 16-jährige Tessa, angeblich Opfer eines Virusinfekts, auf der Intensivstation erwacht, fehlt ihr jegliches Erinnerungsvermögen. Mit Milo soll sie an der Rekonstruktion ihrer Erinnerung arbeiten, kommt dabei aber einem unglaublichen Betrug auf die Spur. "Frozen Time“, das medizinische Prestigeprojekt der Regierung, ist nicht, was es scheint. Diese spezielle Therapie, die privilegierten Bürgern ein langes Leben ermöglichen soll, hat einen entsetzlichen Preis. Und noch schlimmer: Tessa fürchtet, selbst ein ehemaliges Versuchskaninchen des Projekts "Frozen Time“ zu sein …

Zum Inhalt:

Ganz konsequent habe ich beim Lesen versucht jedwede Parallele zu sonstigen Dystopien zu vermeiden – das Buch sollte eine reelle Chance bekommen. Ich glaube, das ist mir auch ganz gut gelungen, obwohl sich mir zumindest zu Anfang der Geschichte tatsächlich gleich einige aktuelle Dystopien mit ähnlicher Thematik aufgedrängt haben.

Wir schreiben das Jahr 2100. Nach einer verheerenden Pockenepidemie im Jahr 2035, bei der der Großteil der Bevölkerung zwischen 16 und 60 Jahren starb, werden zehn Metropolen unter der Regierung der Vereinigten Europäischen Nationen (VEN) gegründet. Für diese erlässt die Partei Silver Lions eine Verordnung mit sieben Grundregeln. Dabei stellen “Gesundheit, Glück und ein langes Leben“ die höchsten Güter dieser Gesellschaft der Zukunft dar. Sie zu verfolgen und zu schützen ist ihr höchstes Ziel. Und dies setzen sie auch mit allen Mitteln durch. Die Menschen werden auf Schritt und Tritt mit sogenannten Insignals, eine Art Armbänder, auf denen alle Informationen gespeichert sind, überwacht. Die Bewohner führen ein zu 100% vom Staat bestimmtes, scheinbar aber idyllisches, Leben. Das herkömmliche System der Familie wurde abgeschafft und für Menschen, die sich ganz besonders um den Staat verdient machen, wurde das sogenannte Kryo-Programm "Frozen Time“ ins Leben gerufen. Es soll ihnen ein längeres Leben in der Zukunft ermöglichen, doch alles hat seinen Preis ...

Selten habe ich ein Buch schneller verschlungen und mich doch über die ganze Zeit wirklich prima unterhalten gefühlt. Frau Lankers versteht es zu schreiben, das ist keine Frage. Klar und schnörkellos kommt sie ohne großartige Umschreibungen und Ausschmückungen aus. Die Welt, die Katrin Lankers schildert, ist sehr nüchtern und kalt, vollkommen künstlich und nahezu vollautomatisch. Aber vielleicht ist das auch eine Erklärung, warum mich das Buch insgesamt nicht wirklich tief berührte. Die Figuren blieben mir leider etwas zu sehr an der Oberfläche, hatten meines Erachtens nach etwas zu wenig Tiefe und Substanz. Eigentlich alle Charaktere blieben für mich eher blass und wurden auch im Verlauf der Geschichte nicht wirklich greifbarer. Mit Tessa haben wir durchaus eine recht liebenswerte und auch wissbegierige Hauptprotagonistin und auch Milo Tanner, ihr persönlicher Memo-Trainer, ist eine sehr sympathisch zielstrebige Hauptfigur.   

Obwohl in der Ich-Perspektive geschrieben, hat mir oft die ganz nahe Verbindung zu unseren Hauptfiguren gefehlt, leider. Sie sind sympathisch, aber halt auch nicht mehr.

Ob es an der 'kalten' Thematik liegt oder am etwas nüchternen Schreibstil oder beides zusammen, vermag ich gar nicht mal genau zu sagen. Ich fühlte mich als Leser einfach etwas am Rand, nicht mitten drin. Klar habe ich mit der Hauptfigur mitgefühlt und mitgehofft, aber seltsam vage und nicht voller Enthusiasmus und Spannung. Fast zu reibungslos, ohne großartige Hindernisse und mit viel Unterstützung läuft alles fast schon zu rund in dieser Geschichte. Unwahrscheinlich gut gefallen haben mir die wirklich tollen utopischen Begriffe wie Magnetrans, SmartSets, FoodPrinter, InfoScreen, FloatBoard uvm

Dieses Buch hätte meiner Meinung nach durchaus Potential für einen Mehrteiler, oder evtl. für ein Buch mit mind. 200 Seiten mehr, gehabt. Vieles blieb mir leider zu oberflächlich, die Personen zu blass und wenig tiefgründig, die Geschichte lief insgesamt für meinen Geschmack einfach zu glatt.

Obwohl es einen netten gleichmäßigen Spannungsbogen durch das ganze Buch gibt, der erst zum Schluss eine echte Steigerung erfährt, fehlten mir so ein bisschen die, ja wie soll ich es ausdrücken, Ecken und Kanten, sowohl bei den Personen als auch in der Geschichte. Es gab so gut wie keine unvorhersehbaren Wendungen und Schwierigkeiten, erst ganz zum Schluss.
Leider erfährt man meiner Meinung nach auch einfach zu wenig über das Leben und Wirken der Menschen und wie sie mit ihrem Leben zurechtkommen. Auch die Menschen, die Tessa im Untergrund trifft, lernt man eigentlich kaum kennen, sie bleiben im Hintergrund. Sehr aufwühlend fand ich die Grundproblematik des Buches, die ja zum Teil auch schon recht aktuell ist und nicht als rein utopisch angesehen werden kann.

Mein Fazit:

Eine gut geschriebene und durchaus gelungene Dystopie für Jugendliche mit einer äußerst interessanten und erschreckenden Thematik und einem guten Spannungsbogen. Für mich lief die Geschichte etwas zu glatt und hätte durchaus ein paar Seiten mehr vertragen.

4 Sterne vergebe ich für dieses durch und durch frostige Abenteuer!

Kommentare

jasimaus123 schrieb am 05. Oktober 2013 um 16:39

Das Buch hört sich wirklich super an und kommt sofort auf meine Wunschliste! Danke für den Tipp (;

Lg. Jasi