Rezension

Passagier 27,5

Passagier 23
von Sebastian Fitzek

Bewertet mit 4.5 Sternen

Der Polizeipsychologe Martin Schwartz hat auf dem Kreuzfahrtschiff "Sultan of the Seas" seine Frau und seinen Sohn verloren. Der genaue Tathergang ist jedoch bis heute ungeklärt. Um seinem Kummer zu entkommen, begibt er sich für die Polizei regelmäßig in lebensgefährliche Situationen. Klar, dass er sich dem Fall sofort annimmt, als eine ältere Dauermitreisende der "Sultan" in kontaktiert und von neuen Beweisen für das Verschwinden seiner Familie berichtet.
Doch was er auf dem Schiff vorfindet, übersteigt jegliche Vorstellungskraft.

Ebenfalls begleiten dürfen wir Julia Stiller und ihre Tochter Lisa. Lisa, typischer Teenager, hat sich mit der Zeit immer mehr von ihrer Mutter abgekapselt und so hofft Julia, sie bei dieser Reise wieder für sich zu gewinnen. Doch Lisa hat anscheinend ganz andere Pläne.

Fitzek hat es wieder einmal geschafft mich von der ersten bis zur letzten Seite zu fesseln! Bekannt für ausführliche Recherchen, behandelt er diesmal ein ebenfalls immer noch aktuelles Thema: Vermissten Fälle auf Kreuzfahrten (allein 2011 und 2012 55 Personen). Denn wo kann man sich am besten, schnellsten und unkompliziertesten von der Welt verabschieden, als mitten in der Nacht auf hoher See.
Die Geschichte, in die er die wahren Kerne gebettet hat, ist unglaublich verwinkelt und einfach grandios geschrieben. Glaubt man als Leser auf eine heiße Spur gestoßen zu sein, wird man schnell wieder eines besseren belehrt und plötzlich spielen auch Figuren, die man vorher nicht auf dem Schirm hatte eine große Rolle.
Die alte, schrullige Dame im Rollstuhl hat mir sehr gut gefallen, denn sie bekommt am Ende nochmal ihren großen Auftritt - fantastisch!

Eines hat mir jedoch nicht so gut gefallen. Im Prolog ist von einem "Doktor" die Rede, der seine Patienten auf dem Schiff operiert. Ob diese danach noch am Leben sind, bleibt fraglich. In der ganzen Geschichte danach wird er mit keinem Wort erwähnt, erst im Epilog taucht er wieder auf. Sein Auftauchen stellt natürlich wieder vieles in Frage und lässt einen ziemlich stutzig zurück. Doch mir hat die Einbindung des Doktors nicht so gut gefallen. Den hätte Fitzek lieber weglassen sollen, er verpasst der Geschichte meiner Meinung nach einen kleinen Dämpfer.
Außerdem hätte ich mir Martins Ende etwas ausführlicher gewünscht, wobei es dann sicher nicht diesen Effekt gehabt hätte.

Es ist einfach wieder ein toller Fitzek gewesen, wobei es mir diesmal an Interaktion des Autors/des Buches mit dem Leser gefehlt hat. Trotzdem absolut empfehlenswert!
Und immer schön die Danksagung des lieben Herr Fitzek lesen ;)