Rezension

Nixen, Spannung, Spaß und noch viel Meer!

LILLESANG – Das Geheimnis der dunklen Nixe - Nina Blazon

LILLESANG – Das Geheimnis der dunklen Nixe
von Nina Blazon

Bewertet mit 4.5 Sternen

Inhalt:
Ein einziger Telefonanruf zerstört die Urlaubshoffnungen der elfjährigen Wasserratte Jo, denn anstatt die Herbstferien am Meer mit ihrer besten Freundin Tanja zu verbringen, muss sie nun mit ihrer Familie nach Dänemark, um das Erbe einer bis dahin verschwiegenen Tante Mette anzutreten. Dort angekommen lernt Jo nicht nur die beiden Kinder Julie und Mads kennen, sondern auch eine ältere Dame namens Bente, die sich sogleich in die Angelegenheiten der Familie einmischt. Denn Tante Mette scheint mehr zu verbergen, als eine unheimliche Kammer auf dem Dachboden. Angestachelt von dem Meer, das direkt vor ihrer Tür liegt und den vielen Geheimnissen, versucht Jo mehr über ihre Familie herauszufinden, doch ihre Mutter Inge ist davon alles andere als begeistert. Als Jo dann auch noch von einem dunklen Wesen in ihren Träumen heimgesucht wird, muss sie herausfinden, dass manche Dinge ganz anders sind, als sie scheinen...

Meine Meinung:
Nina Blazon macht (mal wieder) Lust auf Meer! Im wahrsten Sinne des Wortes, denn mit "Lillesang - Das Geheimnis der dunklen Nixe" bekommt der Leser nicht nur eine Geschichte, eingewebt in ein altbekanntes Märchen (nämlich "Die kleine Meerjungfrau" von Hans Christian Andersen), sondern auch die Magie und Atmosphäre der stürmischen See. Wie keine Zweite schafft es die Autorin eine Geschichte für Kinder zu schreiben und dabei dennoch einen so unheimlich komplexen Plot an den Tag zu legen, dass die Geschichte - auch wenn für Kinder ausgelegt - letztendlich für alle lesbar und (vor allen Dingen) genießbar wird. Da kann es auch mal ganz schön gruselig werden - teils fast schon zu gruselig für ein Kinderbuch, denn selbst ich musste mich ab und an paranoiderweise in meinem dunklen Zimmer um gucken. Alles in allem bekommt man aber eine spannende, rasante und auch schöne Nixengeschichte für Groß und Klein, bei der für jeden etwas dabei ist.

Was Nina Blazons Bücher für mich immer derart reizvoll machen, ist der komplexe Plot, der sich beinahe in jedem ihrer Bücher wiederfinden lässt und immer neue Wendungen und Überraschungen bereithält, wenn man sich doch sicher war, die Handlungen nun durchschaut zu haben. Doch egal, wie sehr man das glaubt: Vermutlich ist es falsch. Und genau das gefällt mir so gut, weil so die Spannung durchweg präsent bleibt und immer wieder überraschend in die Höhe steigt, wenn man dann doch mal wieder ausgetrickst wurde. Hinzu kommt Blazons Händchen für spannende und vor allen Dingen gruselige Szenen, die sie mit so viel Atmosphäre schreibt, dass einem dauerhaft die Gänsehaut nur so über den Körper jagd. Ob subtil oder ganz offensichtlich, augenscheinlich weiß Blazon, was sie macht bzw. schreibt und das merkt man UND das macht Spaß.

"Das Meer ist nun mal ein Labyrinth magischer Spiegelungen."
[...]
"Es täuscht und verzerrt, du wirst alles darin sehen, was du erwartest,
Schönes ebenso wie Schreckliches; den hübschen Himmel und die
fluffigen Wolken."
[S. 155]

Neben Spaß und Spannung webt die Autorin aber auch immer wieder ernsthafte Themen in die phantastisch angehauchte Handlung, die kindgerecht, aber auch für ältere Leser interessant sein dürften - Themen und Problematiken wie Freundschaft, Geheimnisse, Familienkonflikte, Ängste und Liebe werden immer wieder eingestreut und bieten ein breites Spektrum und immer wieder Handlungsbedarf. Langeweile kommt hier definitiv nicht auf, sodass die Geschichte sicherlich auch etwas für lesefaulere Kinder ist, die auch nach spannenderen Dingen gut einschlafen können. Aber wie gesagt, die Geschichte ist nicht nur für Kinder, was ich erst befürchtet habe. Sie ist mit dem Anspruch geschrieben auch ältere Leser zu erreichen und das gelingt merklich, sodass ich zeitweise völlig vergessen habe, dass ich mit zweiundzwanzig eigentlich wohl zu alt für Meerjungfraugeschichten sein dürfte und komplett in die Geschichte eingetaucht bin - im wahrsten Sinne des Satzes!

Die Figuren sind allesamt liebevoll gezeichnet und erkämpfen sich mehr als schnell einen Platz im Leserherzen, auch wenn man oft nicht einschätzen kann, wer vertrauenswürdig ist. Hier muss man tatsächlich - so wie es oft im Buch betont wird - auf sein Herz hören! Allen voran ist natürlich die elfjährige Protagonistin Jo die Sympathieträgerin der Geschichte und führt den Leser mit viel Freude und Energie durch die Geschichte. Aber auch Nebenfiguren wie Julie und Mads haben ihren ganz eigenen Kopf und bringen Lebendigkeit und Wärme in das Geschehen. Charismatisch und unheimlich ist dann natürlich noch Bente Jons, die man oft nicht richtig einschätzen kann, die aber dennoch irgendwie zu faszinieren weiß - ob positiv oder negativ, das muss wohl jeder selbst herausfinden!

"Lügen zerstörten Vertrauen, ja, aber Ehrlichkeit schuf ein viel stärkeres Band, das
verstand sie in diesem Moment."
[S. 138]

Fazit:
Lust auf Mee(h)r? Für alle Nixenfreunde und Wasserratten ist "Lillesang - Das Geheimnis der dunklen Nixe" jedenfalls ein Glücksgriff, doch auch, wer den Meeresbewohnern skeptisch gegenüber steht, kann sich auf ein rasantes und gelungenes Abenteuer freuen, das atmosphärisch dicht und gruselig ist, aber definitiv Spaß macht. Mit einem flüssig lesbaren Schreibstil, vielen bekannten Märchenelementen und einer subtilen Spannung hat "Lillesang" das Potenzial auch ältere Leser zu begeistern, was bei mir auf jeden Fall gänzlich ausgeschöpft wurde. Eine tolle Geschichte für Jung und Alt mit vielen ernsten und phantastischen Themen und mit der Magie von Nina Blazons Worten. Absolute Leseempfehlung! 4,5 Sterne