Rezension

Naja, naja...

Journeyman
von Fabian Sixtus Körner

Bewertet mit 3 Sternen

Angelehnt an die Handwerkerwalz aus dem Mittelalter begibt sich Fabian Körner auf einer abgeänderten Designerwalz einmal quer durch die Welt. Mit 255€ Startguthaben geht das große Projekt los. Er möchte auf jedem Kontinent allein für Kost und Logie in kreativen Berufen arbeiten. Auf seiner Reise einmal durch die Welt lernt er allerhand Menschen und Kulturen kennen. Was anfangs auf ein Jahr begrenzt sein sollte, verlängerte sich kurzerhand auf fast 2 1/2 Jahre.

Ich möchte als allererstes ganz ehrlich sein: Es bereitet mir echt Bauchschmerzen dieses Buch unter Sach- und Fachbücher zu rezensieren. Da es aber als Sachbuch herausgegeben wurde, bleibt mir nunmal nichts anderes übrig. Außerdem habe ich selten das Problem, dass ich erst eine Rezi schreiben muss, um mir klar zu werden mit wievielen Sternen ich dieses Buch überhaupt bewerten soll. Von daher wirds für euch als Leser und für mich als Schreiberin jetzt sehr abendteuerlich.

Zu allererst kann ich allerdings sagen, dass "Journeyman" sich gut lesen lässt. Der Schreibstil ist sehr lockerflockig und lässt sich daher lesen wie ein humoristischer Roman. Gut und flüssig - wie man es eben gerne hat. Es bietet also von der humorvollen Seite einen hohen Unterhaltungswert, der mich vorallem in der ersten Hälfte des Buches oft zum Lachen brachte. Um die Übersicht zu behalten wo man gerade ist, gibt es statt Kapitelnamen ein Deckblatt mit dem jeweiligen Land, auf dem der aktuelle Aufenthaltsort eingezeichnet sind. Man bekommt zahlreiche Anekdoten und Situationen aus den verschiedenen Ländern erzählt, die besucht wurden. Als Leser erfährt man also von allem ein bisschen: die Art des Reisens, die Arbeit in den einzelnen Ländern die Fabian machen muss, Kultur und Lebensumstände. Ziemlich viel für gerade 280 Seiten, nicht wahr?

Und hier gehen meine zwiespältigen Gefühle für das Buch los. Auf alles wird ziemlich oberflächlich eingegangen. Das fällt zwar gerade anfangs durch den schon genannten hohen Unterhaltungswert nicht auf, wird jedoch ab der zweiten Hälfte immer deutlicher. Der Unterhaltungswert nahm leider auch in der zweiten Hälfte immer mehr ab. Viele Fragen kommen auf, die nicht wirklich beantwortet oder nur sehr sehr sporadisch (und ziemlich spät) angerissen werden. Auch der Umgang mit dem Thema Kulturen fand ich persönlich etwas merkwürdig. Vom Vorsatz aus dem ersten Teil sich der jeweiligen Kultur anzupassen merkte man im zweiten Teil der Walz nicht mehr wirklich viel. In einigen Ländern habe ich sein Verhalten letztendlich weder verstehen noch nachvollziehen können. Muss ich nicht, aber ich war manchmal ordentlich fassungslos.

Teilweise fehlten mir auch die Zusammenhänge. Klar bekommt man auf so wenig Seiten nicht die Zeit unter, die er unterwegs war und auch nicht alles erlebte. Ich musste allerdings häufiger feststellen, dass auf einmal Dinge erwähnt wurden, von denen vorher garnicht die Rede war. Für jemanden, der die Reise gemacht hat macht das natürlich Sinn, für mich als Außenstehende ist es verwirrend.

Kommen wir zum letzten Kritikpunkt. Das Buch wurde mit zahlreichen QR-Codes versehen (und für Leute ohne Smartphone gabs auch einen Link zur Homepage des Buches), die das Buch interaktiv machten und den Leser zusätzlich zum gelesenen und einigen Bildern mit Videos und noch mehr Bildern versorgten. An und für sich eine nette Idee. Die Bilder sind wirklich schön (zu den Videos kann ich leider aus technischen Gründen meinerseits nichts sagen). A B E R mich macht diese Lösung etwas skeptisch. Woher weiß ich, dass es die Seite noch in 10 - 20 Jahren immernoch geben wird? Klar ist es eine nette Ergänzung, aber ich finde sie schon recht kurzweilig. Ein Buch kann überleben, eine Homepage mit Bildern und Videos nicht zwingend.

Abschließend bin ich der Meinung, dass ich vorallem im Grunde eine Anforderung an ein Sachbuch habe: Ich nehme etwas daraus mit. Ich lerne etwas (ob dieses Wissen nützlich ist oder nicht ist dabei wurscht). Beim "Journeyman" habe ich eigentlich nur gelernt, dass Fabian Körner oft scheinbar mehr Glück als Verstand hatte, denn einige Sachen hätten echt übel ausgehen können. Ich denke, dass 3 Sterne alles in allem gerecht sind. Für mehr langt es aber dann doch nicht.