Rezension

Menschliche Makel

Damenbart -

Damenbart
von Sarah Pines

Bewertet mit 3 Sternen

Sarah Pines Kurzgeschichten sind bevölkert von Menschen – zumeist Frauen – die zwar aus ganz unterschiedlichen Ländern und Lebenssituationen kommen aber alle eins gemeinsam haben: Sie sind einsam. Und sie versuchen alles um dieser Einsamkeit zu entkommen. Oft ist das Sex, manchmal Alkohol, dann wieder eine Reise in die Ferne oder in den Tod.

Man merkt schon: Hier geht es recht düster zu. Aber trotz der meist schweren Themen kommen ein paar Story durchaus stimmungsvoll und ein bisschen verwunschen oder herrlich schräg daher. Die Hauptfiguren sind allesamt keine Sympathieträger und Pines Fokus auf die gerne verschwiegenen menschlichen Makel wie Bauchspeck, Schweiß, dürre Beine, triefende Nasen oder den titelgebenden Damenbart machen es nicht leichter sich beim lesen wohl zu fühlen. Aber das war wohl auch ganz und gar nicht die Intention der Autorin.

Leider waren das ständige Betrügen, die Affären und der Sex auf Dauer extrem redundant. So haben mir auch die Storys am besten gefallen, wo all das weniger zentral vorkam – zum Beispiel „Krabbenkocktail“, „One Silver Dollar“ oder „Schweiß“ – oder die so überzeichnet waren, dass ich darüber schmunzeln konnte wie bei „Sie schon wieder“. Doch es gab auch einige Storys mit denen ich rein gar nichts anfangen konnte, die mir zu wirr erzählt waren, zu nichtssagend, zu viele Unklarheiten hatten oder in die schlicht zu viele Themen reingepackt wurden.

Pines schreibt durchaus poetisch und manchmal wunderbar stimmungsvoll. Insgesamt hätte ich mir aber weitaus weniger Geschlechtsverkehr und etwas mehr Lichtblicke gewünscht. So hat gleich die erste Story einen melancholischen, aus der Zeit gefallenen Touch, den ich bei keiner der anderen Geschichten wiedergefunden habe. Mein Resümee fällt daher leider eher durchwachsen aus.