Rezension

"Die Zukunft gehört ihr nicht und die Stiefel kneifen an den Waden."

Damenbart -

Damenbart
von Sarah Pines

Bewertet mit 2 Sternen

Selbsthass und Trostlosigkeit auf 200 Seiten.

Ich nehm es gleich vorweg - diese Sammlung von Kurzgeschichten hat mich leider nicht recht für sich begeistern können. Durch Sarah Pines Erzählungen in "Damenbart" zieht sich eine Trostlosigkeit und verfehlte Sinnsuche, die den dunklen Januartagen nicht gerade zuträglich war. Überwiegend sind die Geschichten aus der Perspektive von jungen bis mittelalten Frauen geschrieben, die zutiefst unzufrieden sind. Mit sich, mit ihrem Partner, ihrem Körper, ihrem Job, ihrem Leben. Nun könnte eine derart triste Stimmung sicher auch gewinnbringend eingesetzt werden, um eine Botschaft zu transportieren, leider kommt diese jedoch nicht bei mir an. Stattdessen streife ich mit den Protagonistinnen durch bedrückende Landschaften - egal, ob das kleine deutsche Dorf oder die kalifornische Großstadt, alles wirkt irgendwie eng, kleinbürgerlich, bedrückend, ohne jegliche echte Vielfalt. Die Beschreibungen waren mir zu klischeebehaftet und teils zu explizit, ich möchte nicht alles ausbuchstabiert bekommen.

Was mich massiv gestört hat, ist der Hass auf sich selbst und andere Menschen, der sich durch erniedrigende, würdelose Beschreibungen von menschlichen Körpern (Gesichter, Stimmen, Haare, Körperumfang...) ausgedrückt hat. Bodypositivity, weit gefehlt. Für mich sehr unangenehm zu lesen. Viele der Figuren suchen erfolglos Halt in der Bestätigung durch (diverse) Sexualpartner, alle Menschen werden nur nach ihrem Äußeren und dem finanziellen Status bewertet, wie man trotz so viel Oberflächlichkeit in so tiefe Verzweiflung geraten kann, bleibt mir ein Rätsel. Sarah Pines kann mit ihrem Schreibtalent ganz sicher auch noch ganz andere Dinger reißen und die ein oder andere Geschichte habe ich auch tatsächlich gerne gelesen, im Großen und Ganzen hat mich das Lesen allerdings viel Mühe gekostet und ich war froh, als ich es zuklappen konnte.