Rezension

Märchenhafte Unterhaltung mit viel Fantasie, aber zuweilen auf Kosten der inneren Logik

Mein Herz zwischen den Zeilen - Jodi Picoult, Samantha van Leer

Mein Herz zwischen den Zeilen
von Jodi Picoult Samantha van Leer

Bewertet mit 3 Sternen

Inhalt:

Delilah lebt bei ihrer alleinerziehenden Mutter. Außer ihrer Freundin Jules hat sie eigentlich niemanden, mit dem sie wirklich reden kann. So ist es kein Wunder, dass sie sich hinter Büchern vergräbt. Ihr Lieblingsbuch ist ein Märchenbuch, das sie sich immer wieder aus der Schulbücherei ausleiht und schon fast auswendig kann. Sie hat Prinz Oliver ins Herz geschlossen, da er wie sie selbst ohne Vater aufgewachsen ist. Eines Tages geschieht das Unfassliche: Oliver spricht zu Delilah, und sie hört ihn! Schon lange versucht er, aus dem Buch zu entkommen, da ihn die Geschichte und sein Leben darin anöden. Er fleht Delilah an, ihm zu helfen. Tja, nun dauert es nicht mehr lange, bis die beiden sich verlieben und alles Mögliche ausprobieren, um Oliver in die reale Welt zu holen…

 

Meine Meinung:

Ich bin ein großer Fan von Jodi Picoult und habe fast alle ihre Romane mit Begeisterung gelesen. Daneben lese ich auch sehr viel und sehr gerne Jugendfantasy. Als ich von diesem Gemeinschaftsprojekt von Jodi Picoult und ihrer 16-jährigen Tochter Samantha van Leer erfahren habe, war ich daher gleich Feuer und Flamme.

 

Leider wurde meine Begeisterung schnell gebremst. Mit den Büchern von Jodi Picoult, wie man sie bisher kennt, hat dieses Buch überhaupt nichts zu tun. Würde der Name nicht vorne drauf stehen, würde man nicht erkennen, dass dieses Buch zumindest zum Teil aus ihrer Feder stammt. Im Gegenteil, ich hatte fast den Eindruck, dass dieser Name nur dazu dient, das Buch erfolgreich zu vermarkten.

 

Die Handlung ist recht einfach aufgebaut, vieles ist vorhersehbar. Genauso einfach ist auch der Schreibstil. Natürlich ist mir bewusst, dass es sich um ein Jugendbuch handelt, doch wie schon erwähnt, lese ich sehr gerne Jugendbücher und werde dabei in der Regel auch blendend unterhalten. Doch hier ist mir der Stil einfach zu kindlich und zu simpel. 10-12-jährige Mädchen werden dem Buch sicherlich etwas abgewinnen können, zumal sie vielleicht auch nicht so sehr auf eine schlüssige Story achten. Denn leider ist die Geschichte in sich nicht immer logisch. Da wurde stellenweise einfach etwas hingebogen, damit es passt. Auch der Schluss ist nicht wirklich befriedigend, es bleiben so viele Fragen offen.

 

Was mir gut gefallen hat, war die Aufteilung der Handlung in drei Erzählstränge. Delilah und Oliver haben jeweils einen Strang, in dem sie in der Ich-Form erzählen. So kann man sich gut in beide Protagonisten hineinversetzen. Der dritte Erzählstrang ist das Märchen an sich, aus dem immer wieder Ausschnitte eingeschoben werden. Dieses ist zwar schon wie ein normales Märchen aufgebaut, doch wirkt es durch neumodische und freche Inhalte recht frisch.

 

Ebenfalls gut gelungen ist die Aufmachung des Buches. Immer wieder sind kleine Zeichnungen in Scherenschnitt-Manier eingestreut, die den Text herrlich auflockern. Die Märchenbuchszenen sind jeweils mit einer passenden ganzseitigen Zeichnung bebildert. Auch das Cover finde ich ganz ansprechend, sicher ein Blickfang im Regal.