Rezension

Kriegsschicksale

Münsterturm - Christine Schurr

Münsterturm
von Christine Schurr

Bewertet mit 4 Sternen

Wie man es aus dem Silberburg-Verlag nicht anders kennt, ist auch dieser Roman in Baden-Württemberg angesiedelt - und zwar in Ulm. Kennern dieser Region wird daher die eine oder andere erwähnte lokale Besonderheit vertraut vorkommen, insbesondere das buchtitelgebende Münster. Dort verliebt sich 1938 die junge Ulmer Fotografin Magda in den Deutsch-Briten Robert. Leider macht der Kriegsausbruch ihrer Tätigkeit im erlernten Beruf und der schon terminierten Hochzeit einen Strich durch die Rechnung. Magda muss ihren Reichsarbeitsdienst auf dem Hof von Verwandten ableisten; eine Reise nach England ins Feindgebiet und der Kontakt zu Robert werden unmöglich. Planwidrig übersteht Magda die Kriegsjahre, getrieben von der Hoffnung auf ein Wiedersehen mit Robert.

Das Buch spricht besonders zeitgeschichtlich interessierte Leser an sowie „Lokalpatrioten“ von Ulm. Die Geschichte rund um Magda ist fiktiv, könnte so aber durchaus passiert sein. Wie der Lebensplan eines jungen Erwachsenen so völlig beeinflusst wird von dem politischen Weltgeschehen vor und während des Zweiten Weltkrieges, ist heute kaum noch vorstellbar und stimmt sehr nachdenklich. Der Autorin gelingt es, ihre Botschaft zu vermitteln, trotz aller Schicksalsschläge niemals den Mut zu verlieren. Das geschieht in einer nüchtern gehaltenen Erzählweise. Mein einziger Kritikpunkt ist, dass einiges im Leben von Magda doch zu schnell passiert (z.B. Verlobung trotz bis dahin seltenem persönlichen Kontakt zu Robert;  vorsätzliche Tötung ihres kranken und deshalb „lebensunwerten“ Bruders alsbald nach seiner Einlieferung in ein Heim).

 

Ich empfehle dieses Buch sehr gern.