Rezension

Konnte mich nur bedingt erreichen

Der silberne Elefant
von Jemma Wayne

Bewertet mit 2.5 Sternen

Emily, eigentlich Emilienne, ist Überlebende des Genozids an den Tutsi in Ruanda, jetzt lebt sie in London, doch hinter sich gelassen hat sie die Ereignisse von 1994 noch nicht.

Vera verlobt sich mit Luke, der sein Christentum sehr ernst nimmt – auch Vera bemüht sich eine gute Christin zu sein, während sie früher vielfältige Erfahrungen mit Sex und Drogen gemacht hat.

Lynn ist Lukes Mutter, hat im Endstadium Krebs, und ist sehr verbittert, denn sie bereut, wenig aus ihrem Leben gemacht zu haben, obwohl sie viele Möglichkeiten hatte. Ihren Frust lässt sie gerne an anderen aus.

Drei Frauen, wie sie unterschiedlicher nicht sein können, sind die Protagonistinnen dieses Romans. Leider muss ich sagen, dass mich nur Emilys Schicksal wirklich berührt hat. Es ist deutlich tiefergehend als das der beiden anderen, und sie ist auch die einzige, die mir sympathisch ist. Lynn gewinnt zwar im späteren Verlauf der Geschichte an Sympathie, aber nicht so sehr, dass es das vorherige aufwiegen könnte. Und Vera hat zwar auch ein größeres Problem zu bewältigen, aber durch ihre Beziehung mit Luke, der mich einfach nur genervt hat, gerät mir das zu sehr in den Hintergrund. Insgesamt frage ich mich, warum die Autorin ausgerechnet das Schicksal dieser Drei (mehr oder weniger) verknüpft hat. Gerade Emilys Geschichte ist eigentlich zu wichtig, um es so zu vermengen, und hätte durchaus einen eigenständigen Roman verdient, immerhin wird durch sie aber noch einmal auf das Schicksal ihrer Ethnie aufmerksam gemacht.

Leider sind die Charaktere, im Grunde auch Emily, nicht sehr tiefgehend gezeichnet, so kann man auch nicht immer ihr Handeln gänzlich nachvollziehen und es wird auch hier viel Potential verschenkt. Das teilweise offene Ende finde ich passend, so kann man noch einmal eigene Überlegungen anstellen.

Leider konnte mich der Roman nur bedingt erreichen, Emilys Schicksal hätte mehr Aufmerksamkeit verdient, Lynn hat letztlich eine wichtige Rolle eingenommen, auch wenn das zunächst nicht abzusehen war, auf Luke und Vera hätte man verzichten können, sie haben den Roman lediglich aufgebläht und nur Bigotterie ins Spiel gebracht, aber wenig Sinn für den Gesamtzusammenhang. Eine Leseempfehlung möchte ich nicht aussprechen.