Rezension

Kommt zwar nicht an die Vorgänger heran, dennoch lesenswert

Most Wanted Boss -

Most Wanted Boss
von Annika Martin

Bewertet mit 4 Sternen

Die schüchterne Briefträgerin Noelle soll gemeinsam mit ihren Freunden aus ihrem Wohnhaus vertrieben werden. Der Eigentümer, Malcolm Blackberg, will es abreißen lassen und einen modernen Wohnblock errichten. Alle Versuche, ihn davon abzubringen oder ihm das Haus sogar abzukaufen, sind bisher fehlgeschlagen. Noelle nimmt all ihren Mut zusammen und macht sich mit einem Video, das die Bewohner gemeinsam gedreht haben, auf dem Weg zu ihm. Sie ist fest überzeugt, ihn mithilfe dieses Films von seinem Vorhaben abzubringen. Durch eine Verwechslung hält Malcolm sie allerdings für seinen neuen Coach, der ihm Führungsqualitäten beibringen soll. Zu diesem Training wurde er nämlich von einem Gericht verpflichtet, da er einen Mitarbeiter angegriffen hat. Noelle sieht ihre Chance und nutzt sie.

 

Zunächst hatte ich erhebliche Mühe, in dieses Buch zu finden. Schon die ersten Kapitel fand ich staubtrocken und fast ein wenig langatmig. Verwöhnt von den ersten vier Teilen der „Most-Wanted-Reihe“, hatte ich hohe Erwartungen an diesen Band. Tief Luft geholt, nochmal gestartet und dann hat tatsächlich der Funke gezündet. Staubtrocken - ja, aber ein derart trockener Humor, dass ich aus dem Kichern nicht mehr herausgekommen bin.

 

Der mürrische und rücksichtslose Menschenfeind Malcolm ist ein perfekter Protagonist für eine romantische Komödie. Alle hassen ihn, also hasst er alle anderen. Oder: er hasst alle, also hassen alle ihn. Egal, wie man es dreht und wendet - er schert sich einen Dreck um andere Menschen oder deren Meinung. Und dann steht die kleine Noelle vor ihm. Ein Mädchen vom Land, eine kleine Maus, die Blusen mit Schleifen trägt (mit Igelmuster!) und ganz naiv glaubt, dass ein Video das Herz dieses Mannes erweichen kann. Und wir sprechen hier von 20 (zwanzig!) Stunden Filmmaterial…Natürlich ist das völlig realitätsfremd, denn im wahren Leben werden wirtschaftliche Interessen immer überwiegen, so traurig das auch ist.

 

Schön war es auf jeden Fall, einige Protagonisten der anderen Bände wiederzusehen, die sich in die Initiative der Bewohner einbringen. Wie immer bei Annika Martin sind auch die Nebenrollen gut besetzt und tragen viel zum Charme ihrer Bücher bei.

 

Nichtsdestotrotz hat die Geschichte ihre Längen und hätte gerne 50 Seiten weniger haben können. Auch für die Entwicklung der Beziehung zwischen den beiden braucht man Geduld. Natürlich müssen Held und Heldin nicht gleich auf Seite 23 miteinander ins Bett springen und es hat durchaus zu Noelles Charakter gepasst, aber ein bisschen mehr Tempo hätte es sein dürfen. Zumal mich die erotischen Szenen auch nicht umgehauen haben…Die waren so trocken wie der Humor.

 

Eine Gegensätze-ziehen-sich-an-Romanze, die nicht an die Vorgänger herankommt, aber dennoch gut unterhält. Wer die anderen Teile gelesen hat, sollte auch dieses hier mitnehmen.