Rezension

Interessante Lebensgeschichte umständlich beschrieben

Flucht nach Patagonien -

Flucht nach Patagonien
von Jana Revedin

„Flucht nach Patagonien“ war für mich ein schwieriges Buch. Vor allem zu Beginn hatte ich unglaubliche Schwierigkeiten mit dem Schreibstil, der mir teilweise grammatikalisch falsch vorkam, was vermutlich einfach an den ungewöhnlichen Satzkonstruktionen lag. Immer wieder blieb ich an Sätzen hängen, rätselte über deren Korrektheit, über die richtige Kommasetzung, etc., anstatt meinen Fokus wirklich auf den Inhalt der Geschichte legen zu können. Hinzu kamen die ausufernden Beschreibungen der uninteressantesten Dinge, die es mir zudem schwer machten, mich auf die Geschichte zu konzentrieren und eine Handlung, einen Leitfaden in der Geschichte zu entdecken. Dadurch wurde das Buch für mich langatmig und teils auch langweilig, der Zugang zur Geschichte und zu den Figuren blieb mir lange verwehrt. Im Laufe der Geschichte wurde es immer besser, wenngleich ich zugeben muss, dass ich das Buch bis zuletzt eher überflogen habe, anstatt jeden Satz aufmerksam zu lesen. Sehr schade.
Schwierigkeiten hatte ich neben dem Schreibstil auch mit den Figuren, beziehungsweise mit der Fülle an Figuren im Roman. Jean-Michel Frank war mir bis dato unbekannt, ebenso wie viele andere historische Figuren aus dem Roman. Gleichzeitig werden in dem Buch aber wahnsinnig viele historische, bekannte Persönlichkeiten erwähnt und in die Handlung integriert, darunter Amelia Earhart, Le Corbusier, Thomas Mann, die Familie Frank (besonders Anne Frank) und viele mehr. Diesen Aspekt fand ich zwar wahnsinnig interessant und die Geschichte wurde durch die vielen Verknüpfungen sicher sehr realitätsnah erzählt, in Verbindung mit zusätzlich vielen, vielen mir unbekannten Persönlichkeiten war die Anzahl an erwähnten Nebencharakteren im Buch allerdings so hoch, dass ich nicht selten verwirrt war, von wen denn noch gleich die Rede ist und ich mit den meisten Figuren auch nicht viel anfangen konnte. Auch die wichtigsten Nebencharaktere blieben sehr blass und unnahbar, es wurden wenige Charakterzüge beschrieben und ich konnte keine Sympathien aufbauen. Selbst den Zugang zu Jean fand ich nur sehr selten und sehr schwer. Und trotzdem muss ich sagen, dass mir Jean mit der Zeit ans Herz gewachsen ist und es immer wieder Aspekte in der Geschichte gab, durch die ich das Buch dann doch nicht aus der Hand legen konnte und weiteren Ausführungen entgegengefiebert habe.
Zu Beginn fand ich die außergewöhnliche Erzählperspektive sehr spannend. Jean schreibt seine Lebensgeschichte auf, das Buch ist aber dennoch in der Es-Perspektive geschrieben. Dabei fand ich es sehr gelungen, wie die Übergänge von Passagen, in welchen Jean in der Gegenwart im Fokus steht, wie er auf seiner Reise nach Patagonien an Bord der Madrid seine Geschichte in ein Kassenbuch schreibt zu den tatsächlichen Ereignissen in der Vergangenheit, vorgenommen wurden. Durch immer wieder vorkommende Schwankungen in die weiter entfernte Vergangenheit und für mich unzureichende Einführungen verschiedener Nebenfiguren, wie etwa Jeans Jugendliebe Rene, war die Geschichte zu Anfang dennoch sehr wirr und schwierig zu verstehen. Toll fand ich, wie mit der Ankunft in Patagonien der Rückblick in Jeans Vergangenheit endete und die Geschichte ausschließlich aus der gegenwärtigen Perspektive berichtet wurde.
Abschließend muss ich sagen, dass ich „Flucht nach Patagonien“ echt schwer zu lesen fand und mir von der Geschichte mehr erhofft hatte. Wenn man sich Zeit für das Buch nimmt und wirklich interessiert an der Vielfalt an Personen in Jeans Leben ist, hat das Buch dennoch einen interessanten Aufbau und außergewöhnlichen Schreibstil zu bieten. Persönlich kann ich der Geschichte dennoch nur 3 Sterne geben.