Rezension

Intelligenter Thriller

Das Vermächtnis - Richard Surface

Das Vermächtnis
von Richard Surface

Bewertet mit 5 Sternen

„…Niemand konnte auch nur verstehen, wie es war, wenn ein Enkel seine zerbrechliche Welt um eine verlorene Generation aufbaute, weil Vater und Mutter allein vom Großvater ersetzt worden waren…“

 

Man schreibt den 21. Februar 2003. In München wird Max grausam umgebracht. Doch er schweigt.

In Amsterdam wird Arthur Whyte von einem Gläubiger ausgetrickst. Dann fällt sein Blick auf das Handy. Er hat eine Nachricht von Max, die plötzlich abbricht.

Am nächsten Morgen versucht Gabriel Schopenhauer vergebens, seinen Großvater Max zu erreichen. Dann erscheint die Polizei. In München muss er seinen Großvater identifizieren.

Während die Polizei nach dem Mörder sucht, interessiert sich Interpol für das Erbe von Max.

Saravin, ein Vertreter von Interpol, konfrontiert Gabriel in seiner bittersten Stunde mit der Aussage, dass sein Großvater in kriminelle Machenschaften verstrickt war.

Der Autor hat einen sehr komplexen Thriller geschrieben. Das beginnt schon mit der Charakterisierung der Protagonisten. Gabriel leidet an Dyslexie. Seine zynische Ader fällt anfangs negativ auf. Er vertraut weder Polizei noch Interpol und will selbst nach dem Mörder seines Großvaters suchen. Dabei erscheint sein Vorgehen naiv und unplanmäßig. Hilfe findet er bei Arthur Whyte. Wegen meiner ersten Bekanntschaft mit ihm hielt ich ihn für undurchsichtig.

Die Handlung ist spannend und vielschichtig. Der Autor hält sich nicht an langen Beschreibungen auf, sondern lässt seine Protagonisten in verschiedenen Situationen agieren.

Das Buch verlangt nach einem aufmerksamen Lesen. Es sind Kleinigkeiten, die eine Rolle spielen können. Der schnelle Wechsel von Handlungsorten und Personen setzt bewusst auf Konzentration.

Die Sprache ist für einen Thriller angemessen. Neben harten Auseinandersetzungen gibt es aber auch gefühlvolle Abschnitte. Für Trauer und Verlassenheit, Zuneigung und Dankbarkeit findet der Autor treffende Metapher.

Kunsthandel, Kunstraub, Fälschung und Suche nach verschollenen Kunstwerken werden gekonnt in eine fesselnde Geschichte verpackt und so weit wie nötig erläutert.

Durch Gespräche und gedankliche Rückblenden der Protagonisten erhalte ich stückweise Informationen über die Vergangenheit. Dabei gelingt es den Autor ausgezeichnet, mir einen tiefen Einblick in die Psyche von Arthur und Gabriel zu geben. Viele ihrer Taten und manches in ihrem Verhalten werden dadurch für mich verständlich.

Das Cover wirkt geheimnisvoll und wenig strukturiert.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Die intelligent gemachte Geschichte weist nicht nur einen hohen Spannungsbogen auf, sie ermöglicht auch den Blick auf verschiedene andere Themen, so die Welt des Kunsthandels, und hat mich dadurch nicht nur gut unterhalten, sondern mir einiges an Wissen vermittelt.