Rezension

Historische Poesie - Wenn eine bekannte biblische Geschichte aus islamischer Sic

Sonne, Mond und elf Sterne -

Sonne, Mond und elf Sterne
von Melike Yasar

Bewertet mit 5 Sternen

Melike Yasar erzählt in ihrem Buch "Sonne, Mond und 11 Sterne" die für uns Christen aus der Bibel bekannte Geschichte um Josef und seinen 11 Brüdern aus islamischer Sicht. Aus Josef wird somit Yusuf und aus Benjamin wird Bünyamin.

Yusuf wird von seinen Brüdern in einen Brunnen geworfen und anschließend an eine vorbeiziehende Karawane auf ihrem Weg nach Ägypten verkauft. Auf diesem Weg gelangt der augenscheinlich sehr schöne und mit besonderen Fähigkeiten ausgestattete Yusuf in Ägypten in das Haus des Wesires Pontifar und lernt dessen Frau Raila kennen. Diese macht ihm sogleich eindeutige Avancen. Da Yusuf jedoch ein Prophet Gottes werden will, widersteht er Railas Schönheit und wird dadurch in ein Gefängnis gebracht, aus dem er dann auf bekannten Umwegen zum König Ägyptens gelangt.

Wird Yusuf sein Ziel erreichen, ein Prophet zu werden?

Wird er seinen Vater und seine Brüder je wiedersehen?

Und wie entwickelt sich die schwierige Beziehung zu Raila?

Melike Yasar gelingt es in ihrer Erzählung, den eher monotonen Bibeltext in eine geradezu märchenhafte Geschichte zu verwandeln. Die Leser/innen werden zusammen mit Yusuf auf eine spannende Reise durch den Nahen Osten genommen und lernen dessen eigene Kulturen kennen. Die etwas zwiespältige Beziehung zwischen Yusuf und Raila ist dabei ein sehr belebendes und bereicherndes Element. Während der Lektüre sind die Leser/innen in einem ständigen Gefühlschaos zwischen Neid, Liebe, Trauer, purer Freude, Verzweiflung und Hoffnung gefangen.

Mein Fazit: Melike Yasar hat mit "Sonne, Mond und 11 Sterne" eine wunderschöne Geschichte geschrieben, die zeigt, wie traumhaft schön islamische Erzählungen sein können und wie spannend Texte aus der Bibel sein können, wenn sie ein neues lebendiges Gewand bekommen. Ihre bildhafte, nahezu märchenhafte und gefühlsbetonte Erzählweise machen dieses Buch zu einem absoluten Lesevergnügen, das auch für nicht religiöse Leser/innen sehr zu empfehlen ist. Ein sehr schönes, etwas antiquarisch designtes Cover und ein Stammbaum der zwölf Stämme der Brüder runden das Gesamtbild des Buches eindrucksvoll ab.