Rezension

Historisch korrekt, aber sehr zäh

Die Tochter eines Arztes - Martina Frey

Die Tochter eines Arztes
von Martina Frey

Inhalt

Eugenia ist frustriert. Sie versteht einfach nicht, warum sich ihr Vater dazu entschieden hat, aus Augsburg wegzuziehen. Nun langweilt sie sich in dem kleinen Dorf zu Tode und die Bauerntrampel, die sie umgeben, sind eh nur ungehobelte Trottel. Zumindest ist es das, was sie sich einredet als sie immer stärkere Gefühle für den Bauerssohn Matthias entwickelt. Dabei weiß sie genau, dass eine Heirat unter ihrem Stand nicht infrage kommt, doch das ist nicht das Einzige, das zwischen ihr und ihrem Glück steht...

Eigene Meinung

"Die Tochter eines Arztes" von Martina Frey ist ein solider historischer Roman, der mich leider nicht packen konnte.
Der Schreibstil überzeugt durch Freys sorgfältiger Wortwahl und der Anpassung an die damalige Zeit. Leider wirkt dieser dadurch aber auch sehr trocken und ich konnte mich einfach nicht in die Geschichte fallen lassen. Das Geschehen wird von einem auktorialen Erzähler geschildert, wodurch man zwar Einblicke in alle Figuren, aber keinen wirklichen Draht zu ihnen, kriegt.
Die Charaktere spiegeln wunderbar den Umbruch und Widerspruch der damaligen Zeit wieder. Vor allem die jüngere Generation ist in diesem Konflikt gefangen. Man merkt ihnen die jeweilige Erziehung und die damit einhergehenden Wertvorstellungen an, gleichzeitig entwickeln sie Träume, für die sie zu kämpfen bereit sind. So ist Eugenia in dem Glauben aufgewachsen, dass eine Frau zuerst ihrem Vater und dann ihrem künftigen Gatten zu gehorchen hat. Ihr Ziel muss es sein, standesgemäß zu heiraten, Kinder zu gebären und ihren Mann glücklich zu machen. Doch Eugenia möchte gerne Ärztin werden und ihre eigene Meinung vertreten. Dass sie tatsächlich damit beginnt, zumindest im kleinen Rahmen ihre Träume zu verwirklichen, hat sie ihrem Bruder zu verdanken, der eben nicht Medizin studieren will, obwohl sein Vater es von ihm erwartet. Dass sie in dem Dorf, in dem sie jetzt lebt, hautnah miterlebt wie Menschen hungern während sie eine prall gefüllte Speisekammer haben, tut sein Übriges, um ihre rebellische Ader zu fördern. 
Die Geschichte fängt den damaligen Zeitgeist gekonnt ein und historisch gesehen gibt es nichts zu bemängeln. Die Charaktere sind authentisch und die Fakten genau. Leider ist die Ausgangsproblematik ziemlich lückenhaft. Im Prolog wird der Grundstein für die kommende Geschichte gelegt, doch schon da beginnt dieser zu bröckeln. Ich kann nicht sagen, ob es Absicht war oder ob Frau Frey einfach keine passende Krankheit einfiel, aber schließlich läuft es immer wieder darauf hinaus, dass die medizinischen Themen allesamt enttäuschend waren. Wenn die Medizin eine so große Rolle spielt, sollte auch diese authentisch und korrekt recherchiert sein. 
Das Cover ist sehr schön, hat für mich aber nicht so viel mit der Geschichte zu tun.

Fazit

Martina Freys "Die Tochter eines Arztes" ist ein guter historischer Roman, dessen Grundidee leider einige Schwächen hat. Frey versteht es, den Geist der damaligen Zeit einzufangen und ist historisch korrekt. Allerdings spielt die Medizin eine große Rolle und die dazugehörigen Erklärungen sind leider mehr als schwammig. Dafür sind die Charaktere sehr authentisch und spiegeln den Konflikt der damaligen Zeit wieder. Alles in allem konnte mich dieser Roman dennoch nicht packen, deshalb vergebe ich 3/5 Bücher.