Rezension

herrlicher historischer Roman

Die Ratsherrentochter - Petra Waldherr

Die Ratsherrentochter
von Petra Waldherr

Bewertet mit 5 Sternen

== Inhalt: ==

Wymphen, im Jahre 1523. Die junge Bürgerstochter Anna wird Opfer einer Intrige und unschuldig zum Tode verurteilt. Getrieben vom Willen zu überleben, willigt sie in eine Ehe mit dem Mann ein, der sie eigentlich hinrichten sollte. Fortan fristet sie ihr Dasein am Rande der Gesellschaft. Wird es Anna gelingen, den wahren Mörder zu entlarven? Und werden die Wymphener Bürger sie, das Weib eines Henkers, wieder in ihre Kreise aufnehmen?

== Leseeindrücke: ==

Anna, die Ratsherrentochter, wird aufgrund eines Ränkespiels zu Tode verurteilt. Durch " die Fürbitte des Wymphener Henkers" Michael, bittet er sie frei, weil er sich zudem in sie verliebt hat. Es bleibt ihr keine andere Wahl, als - um zu überleben - der Heirat mit ihm einzuwilligen. Fortan lesen wir voller Spannung und Faszination, wie schwer es zur damaligen Zeit ein Scharfrichter und seine Familie hatten, Anerkennung zu erhalten. Wie man Menschen seinerzeit hinrichtete wird sehr detailliert beschrieben und war schon ganz schön brutal, nicht von der Schreiweise her, sondern von der Sache an sich,

Bei der Hinrichtungsszene wurde mir ganz komisch. Auch, dass man Selbstmörder zur damaligen Zeit gehäutet hat und ihnen die Fingerkuppen abgenommen hat, fand ich sehr interessant zu lesen.

Ich liebe historische Romane und ich schweife gerne ab in ferne Jahrhunderte, in denen die Sitten rauer, die Lebensweisen gnadenloser sind. In dem Roman "Die Ratsherrentochter"  bringt uns die Autorin dieser Zeit näher, so dass ich mich während des Lesens fast schon mitten in der Handlung befunden habe. Nymphen, das heutige Bad Wimpfen, liegt nur wenige Fahrminuten von meinem Heimatort entfernt, insofern kenne ich dieses Städtchen durch meine Besuche sehr gut und habe mir die Handlung auch fast bildlich vorstellen können.

Die beiden Protagonisten Anna, sowie ihr Liebster Michael, der Scharfrichter, werden sehr real und authentisch skizziert. Beide Charaktere sind starke Persönlichkeiten und dem Leser mehr als sympathisch. Ich habe während des Lesens immer wieder mutgehofft, ob Anna die unermessliche Liebe von Michael irgendwann erwidern wird, ich verrate euch natürlich nicht, ob sie es je tun wird...

Zu Beginn des Lesens habe ich sofort nach hinten geblättert, um zu sehen, ob sie ein Personenregister und Glossar in dem Buch befindet und wurde freudig fündig. Gerade bei historischen Romanen, die sich oft auch an wahren Begebenheiten anlehnen, immens wichtig.

Auch finde ich es schön zu erfahren, wie die Städte und Flüsse in diesem Roman, wie heute Heilbronn, Neckar, Heidelberg ... in altertümlich hießen! Und der Onkel war seinerzeit noch der Oheim, herrlich.

Zudem gefällt mir, dass unter den Kapiteln die Zeitangabe zu erkennen ist. Man weiß immer wieviel Zeit zwischen den Ereignissen verstrichen ist.

Die 540 Seiten habe ich regelrecht und geradezu verschlungen und vergebe sehr gerne 5 von 5 Sternen!

by esposa1969