Rezension

Heimat ist da, wo das Herz ist!

Kein Weg zu weit -

Kein Weg zu weit
von Carrie Turansky

Bewertet mit 5 Sternen

1919. Seit 10 Jahren lebt Grace McAlister als adoptierte Tochter der wohlhabenden Hamiltons in Belleville und steht kurz vor ihrem Gesellschaftsdebüt. Als sie auf dem Dachboden eine alte Holztruhe mit einer Bibel findet, erinnert sie sich dunkel daran, dass sie noch Geschwister hat und schreibt heimlich einen Brief an das damalige Kinderheim, um sich über deren Verbleib zu erkundigen, denn ihre Adoptiveltern haben seit jeher ihre Herkunft unter den Teppich gekehrt, um ihren Ruf zu wahren. Währenddessen kommt Garth McAlister gemeinsam mit seinem Freund Rob aus dem Krieg zurück und besucht seine Familie in England, bevor er sich auf die Suche nach seiner großen Liebe Emma in Kanada machen will, von der er seit Monaten nichts gehört hat. Seine Schwestern Laura, Kati und seine Mutter Edna bestärken ihn darin, sich bald auf den Weg zu machen, denn sie haben einen Brief erhalten, der sie über Grace' Aufenthaltsort informiert, nach der sie schon seit 10 Jahren unermüdlich suchen. So reist Garth in Begleitung von Rob nach Kanada, um einerseits seine jüngste Schwester Grace endlich zurück zur Familie zu holen und andererseits Emma zu finden, um sie zu heiraten. Wird er die beiden Frauen aufspüren können?

Carrie Turansky hat mit „Kein Weg zu weit“ den Nachfolgeband von „Weiter als der Ozean“ vorgelegt, der dem Vorgänger an Unterhaltung und Spannung in nichts nachsteht. Der flüssige, bildhafte und gefühlvolle Erzählstil lädt den Leser zu einer Zeitreise ins vergangene Jahrhundert ein, wo er sich durch wechselnde Perspektiven mal an der Seite von Grace, mal an der von Garth und mal an der von Emma wiederfindet. Grace' Adoptivfamilie gehört der wohlhabenden Schicht an, somit hat sie es besser getroffen als ihre Geschwister, die nicht nur hart arbeiten mussten, sondern auch misshandelt wurden. Grace lebt in einem goldenen Käfig, denn sie besitzt zwar alles, aber die Liebe ihrer Eltern bleibt ihr vorbehalten, sie kommt sich eher wie ein Ausstellungstück. Daraus resultiert auch ihr großer Wunsch, endlich ihre echte Familie wiederzufinden. Emma ist ebenfalls als Waise nach Kanada gekommen und hat hart auf einer Farm gearbeitet, bis sie flüchten musste. Sie schlägt sich durch, bis sie unter Mordverdacht gerät und dafür ins Gefängnis muss. Während Garth und Rob sich auf die Suche nach den beiden jungen Frauen machen, werden ihnen so einige Widerstände in den Weg gelegt, die neben einigen Überraschungsmomenten die Spannung konstant auf einem guten Niveau halten. Der christliche Aspekt drückt sich durch kleine Gebete aus, die den Protagonisten Kraft spenden sowie ihre Gottvertrauen stärken, dabei geht es um Hoffnung und Zuversicht.

Die Charaktere sind liebevoll mit menschlichen Eigenschaften ausgestattet und lebendig in Szene gesetzt. Sie wachsen dem Leser schnell ans Herz, der sich ihnen gern anschließt und ihnen bei ihren Unternehmungen über die Schulter schaut. Grace ist eine offene und ehrliche junge Frau, die ihr Herz auf der Zunge trägt. Sie wagt ein Abenteuer und wird dafür reich belohnt. Garth ist ein freundlicher und mutiger Mann, der sich durch nichts von seinem Vorhaben abbringen lässt. Sein Glaube hilft ihm durch schwere Zeiten, ebenso wie sein Freund Rob, der ihn immer unterstützt. Emma ist eine hilfsbereite und fleißige junge Frau, die schon so manchen Schicksalsschlag verkraften musste. Neben ihrer Ehrlichkeit bringt sie vor allem ihre Herkunft in Schwierigkeiten, doch sie darf auf die Unterstützung neu gewonnener Freunde hoffen. Auch Andrew Fraser, Laura, Kati und Mutter Edna haben Auftritte in dieser Geschichte, die mitten ins Herz geht.

„Kein Weg zu weit“ ist ein wunderbarer Roman, der Liebe, Spannung, Historie und Familienschicksal in sich vereint. Die Handlung ist durchweg unterhaltsam und schickt den Leser auf Erlebnisreise, an deren Ende einige Taschentücher benötigt werden. Wunderbar erzählt, was eine absolute Leseempfehlung mehr als verdient!!!