Rezension

Hat ein Kind das Recht darauf mit Liebe aufzuwachsen? Ein wundervoll atmosphärische Erzählung, unglaublich schön und berührend zugleich

Das dritte Licht -

Das dritte Licht
von Claire Keegan

Bewertet mit 5 Sternen

Eine Erzählung die literarisch, aber auch unter sozial(kritischen) Aspekten vollkommen überzeugt und man einfach gelesen haben muss!

 

Hat ein Kind das Recht darauf mit Liebe aufzuwachsen? Und was ist, wenn es diese in seiner Ursprungsfamilie nicht erhalten kann? Diese Fragen stellt man sich zwangsläufig bei der Lektüre der wundervollen, nur knapp 100 Seiten umfassenden, Erzählung „Das dritte Licht“. 

In der dritten Person wird aus der Perspektive eines nicht näher benannten Mädchens kurz vor der Einschulung beschrieben, wie sie die Zeit erlebt, die sie bei kinderlosen Verwandten verbringt.  Vor dem Hintergrund der erneuten Schwangerschaft ihrer Mutter und den daraus resultierenden finanziellen Sorgen wurde sie von ihrem Vater bei dem verwandten Paar temporär in Obhut gegeben. In ihren Beschreibungen und Reflexionen denkt das Mädchen auch immer wieder an ihre Ursprungsfamilie, nicht zuletzt wegen des großen Kontrasts im Familienleben bei dem verwandten Paar (die Kinsellas) und in ihrem eigentlichen Zuhause.

Dieser Kontrast wird von Claire Keegan in einer wundervollen Sprache eingefangen. Mit wenigen Worten erzeugt die Autorin eine unglaublich dichte Atmosphäre, sagt genauso viel mit dem was sie schreibt, wie mit dem was ausgelassen wird. Die Landschaft im ländlichen Irland, das Leben und Arbeiten auf der Farm, das unausgesprochene Geheimnis aus der Vergangenheit, und nicht zuletzt die Liebe und Fürsorge verschmelzen sprachlich zu einem Kunstwerk für sich. Das Ergebnis ist wunderschön, traurig und rührend zugleich.

Eine Erzählung die literarisch, aber auch unter sozial(kritischen) Aspekten vollkommen überzeugt und man einfach gelesen haben muss!