Rezension

Berührende Erzählung

Das dritte Licht -

Das dritte Licht
von Claire Keegan

Bewertet mit 5 Sternen

Im heißen irischen Sommer wird ein Mädchen bei kinderlosen Verwandten untergebracht, denn daheim gibt es zu wenig Platz, zu wenig Zeit, zu wenig Geld, zu viele Geschwister. Das nächste ist schon unterwegs, da muss das namenlose Mädchen weichen. Bei den bis dato unbekannten Kinsellas erfährt sie, wie Familienleben sein kann, und muss sich fragen warum sie das von daheim nicht kennt.

Keegans Erzählung hat mich wirklich berührt. Ihre reduzierte Sprache schafft trotzdem eine sehr stimmungsvolle, doch auch drückende Atmosphäre. Tristesse, aber auch Hilflosigkeit springt einen von jeder Seite aus an. Die Kleine kann es selbst nicht gut in Worte fassen, doch ganz viel findet sich auch zwischen den Zeilen. Man hat Mitleid mit ihrer Figur, eigentlich mit allen Figuren. Die Mutter, die zu viel aufgehalst bekommt, der Vater, der mit einer Spielsucht kämpft, auch die Kinsellas haben ihr Päckchen zu tragen. Die Autorin punktet aber nicht nur mit ihrer Figurenzeichnung, sondern auch mit ihrer Darstellung der Landschaft, in die die Handlung feinfühlig eingebettet wird. „Das dritte Licht“ ist eine kurze Erzählung, sagt aber doch mehr aus als andere Autoren es auf deutlich mehr Seiten vermögen.