Rezension

Gemischte Gefühle

Jagdrevier
von Helene Tursten

Als Autorin der Irene Hus-Romane, Kommissarin der Kripo Göteborg, ist die Schwedin Helene Tursten den Lesern hierzulande keine Unbekannte, zumal diese auch für das Fernsehen verfilmt wurden.  Mit ihrem Kriminalroman „Jagdrevier“ (erschienen bei btb, übersetzt von Lotta Rüegger und Holger Wolandt) eröffnet sie nun eine neue Reihe, in deren Zentrum die Polizistin und erfolgreiche Boxerin Embla Nyström steht. Ich kann mich zwar an ihren Auftritt nicht mehr erinnern, aber diese hat, wie das Nachwort verrät, offenbar bereits gemeinsam mit Irene Hus in einem Fall ermittelt.

Wie jedes Jahr fährt Embla Nyström an ihren freien Tagen im Herbst aus der Stadt heraus und geht gemeinsam mit ihrem Onkel Nisse und seinen Freunden auf die Jagd nach Elchen. Das gemeinsame Jagen hat Tradition und wurde vor vielen Jahren von drei Freunden  ins Leben gerufen. Es ist eine verschworene Gemeinschaft, die sich immer in der gleichen Zusammensetzung trifft. Aber in diesem Jahr gibt es ein neues Gesicht in der Gruppe: Peter, ein geheimnisvoller Heimkehrer, dessen Schwester vor Jahrzehnten nach einer solchen Jagd spurlos verschwunden ist und von dem sich Embla magisch angezogen fühlt. Doch es bleibt ihr nicht viel Zeit, die neue Liebe zu genießen, denn offenbar befindet sich in der Gruppe ein Teilnehmer, dessen Beute keine Elche sind…

Bei diesem Kriminalroman habe ich gemischte Gefühle. Bereits die letzten Bände der Irene Hus-Reihe konnten mich schon nicht mehr hundertprozentig überzeugen, und ähnlich geht es mir auch mit „Jagdrevier“. Der Kriminalroman zeigt gute Ansätze, ist nun aber nicht gerade ein Pageturner. Keine Frage, Helene Tursten schreibt routiniert und gradlinig, flicht entsprechende Landschaftsbeschreibungen und Detailwissen zur Jagd ein, kann aber die Distanz zu den Personen nicht aufbrechen und somit auch keine Sympathien wecken. Und das ist meiner Meinung nach das eigentliche Defizit des Romans. Die Geschehnisse werden aus der Sicht Emblas geschildert, die aber sehr blass und wenig originell bleibt. Mir fehlen hier Informationen zu den Eigenschaften, die sie als Individuum zeigen. Hier hätte ich mir mehr Fleisch an den Knochen gewünscht.

So sticht dieser Reihenauftakt leider nicht aus der Masse der skandinavischen Kriminalromane heraus und bleibt leider nur Mittelmaß.