Rezension

Gelungenes Debüt

Seelenfeuer - Cornelia Haller

Seelenfeuer
von Cornelia Haller

Bewertet mit 4 Sternen

 1483: Luzia Gassner lebt glücklich im Bodenseestädtchen Seefelden und arbeitet dort als Hebamme. Als ihre Mutter stirbt und die Stadt Ravensburg dadurch ohne Hebamme ist, tritt sie die Nachfolge ihrer Mutter an, obwohl sie mit Ravensburg viele schlechte Erinnerungen verbindet. Kaplan Grumper, der ihr schon in ihrer Kindheit übel mitspielte, wettert auch jetzt wieder gegen sie, aber erst ein Jahrhundertsturm, der die gesamte Ernte vernichtet, führt dazu, dass Grumpers Worte auf fruchtbaren Boden fallen und Luzia bald in große Gefahr gerät.

Cornelia Haller hat einen wunderbaren Erzählstil, sehr bildhaft und mitreißend, wodurch man das Gefühl hat, tatsächlich mittendrin im Geschehen zu sein, die der Zeit angepasste Sprache trägt noch zusätzlich dazu bei. Zudem hat die Autorin sehr gut recherchiert, was dem Roman zusätzliche Qualität verleiht, denn er vermittelt auch Wissen, z. B. über (Heil)pflanzen, Aberglauben oder medizinische Verhältnisse. Leider wurde auf ein Nachwort und auf ein Glossar verzichtet, so dass man (bei Interesse) darauf angewiesen ist, selbst ein bisschen weiter zu recherchieren. Ich hatte das Glück, den Roman im Rahmen einer Leserunde mit Begleitung der Autorin zu lesen, die uns Teilnehmern einiges an Hintergrundwissen vermittelt hat, das eigentlich in das Buch gehört hätte. Da hat der Verlag leider etwas kurzsichtig gehandelt, meiner Meinung nach gehören die o. g. Dinge in einen guten historischen Roman.

Die Charaktere sind nicht ganz so gelungen wie die Erzählweise, da sie leider sehr schwarz-weiß gemalt werden. Gerade die Antagonisten sind sehr einseitig gezeichnet, eben tiefschwarz, da hätte ich mir ein paar graue Stellen gewünscht. Wirklich tiefgehend wird eigentlich nur Luzia gezeichnet, einige andere Personen sind recht klischeehaft charakterisiert. Trotzdem schlich sich nicht nur Luzia in mein Herz.

Die Geschichte ist interessant, man ahnt zwar schon ziemlich schnell, worauf es hinauslaufen wird – und auch der Klappentext verrät es ja, jedoch kommt es erst relativ spät zum Äußersten, worüber ich sehr froh bin, so vermittelt der Roman ein gutes Stück mittelalterliches Lokalkolorit. Neben dem historischen Part enthält die Geschichte auch einen Touch Mystik, der in meinen Augen gut zur Geschichte passt und mich teilweise auch emotional berührt hat. Natürlich gibt es auch eine Liebesgeschichte, wie diese erzählt wird, würde ich in einem anderen Kontext für ziemlich kitschig halten, hier wirkt es für mich passend.

Wenn man bedenkt, dass dieser Roman ihr Debüt ist, hat Cornelia Haller großartige Arbeit geleistet. Der Roman liefert eine schöne, interessante Geschichte, die, sieht man von der Schwarz-Weiß-Zeichnung der Charaktere ab, perfekt erzählt wird. Ich persönlich hätte mir noch einen Epilog gewünscht – und natürlich die schon oben erwähnten Extras. Dafür hat der Verlag, zumindest in der gebundenen Ausgabe, dem Roman ein wunderschönes, sehr passendes Cover gegönnt, das alleine schon Lust aufs Lesen macht.

Wer gut recherchierte historische Romane mag, sollte zugreifen, ich kann den Roman jedenfalls sehr empfehlen und freue mich schon auf weitere Werke aus Cornelia Hallers Feder!