Rezension

Freundschaftsband

Lichtungen
von Iris Wolff

Bewertet mit 4 Sternen

Mit ein bisschen Glück begegnen einem im Leben begegnen immer mal wieder Menschen, zu denen man eine besondere Verbindung aufbaut, die einen ein Stück auf dem eigenen Weg begleiten oder man begleitet sie, je nachdem. Manchmal treffen sich zwei Menschen bereits früh in ihrem Leben und bleiben sich ein Leben lang verbunden. Eine schöne Vorstellung. Das dachte sich wohl auch Iris Wolff und widmet sich in ihrem Roman Lichtungen der besonderen Freundschaft zwischen Lev und Kato, die viele Stürme ihrer Kindheit in Rumänien gemeinsam überstehen, Grenzen fallen und neue Umstände über ihre Leben bestimmen sehen. Doch dann kommt der Punkt, an dem der gemeinsame Weg endet und ihre Freundschaft wirklich auf die Probe gestellt wird.

Iris Wolff rollt ihre Geschichte von hinten auf. Lev und Kato haben sich wiedergefunden und scheinen nach vielen Wochen unterwegs in Europa, gemeinsam in die Heimat zurückkehren zu wollen. Mit jedem Kapitel bewegen wir uns mit den beiden weiter zurück in die Vergangenheit zum Ursprung ihrer Freundschaft, Eine faszinierende Erfahrung, denn durch den Blick zurück verändert sich auch die eigene Interpretation des bereits gelesenen. Wolffs Erzählstil ist dabei so präzise wie poetisch, dass ich mich nur einfach ganz hinein versinken lassen möchte in ihr Erzählen. Beeindruckend mit welcher Kraft Wolffs Sprache Bilder entstehen lässt – lebendig und nachdrücklich. Doch vieles bleibt ungesagt zwischen Lev und Kato. Diese Leerstellen machen auch vor mir als Leser nicht halt und scheinen eine ganz eigene Dynamik zu entfalten. Ich bin neugierig auf all das, was Wolff in ihrem Text auslässt. Und gleichzeitig erschrocken, wie wenig ich geschichtlich über Rumänien und Siebenbürgen weiß. Doch zu Lev und Kato habe ich über die 250 Seiten eine Verbindung gefunden und beide in mein Herz geschlossen.